Hauptstaße der Stadt. Hier gibt es zahlreiche Geschäfte, zwei Saloon´s, zwei kleine Hotels und das große Luxushotel "Lone Star". Von der Maine Street führen immer wieder kleine Seitengassen zu den Wohnhäusern der Stadtbewohner ab. Am nördlichen Ende der Hauptstraße liegt das Verwaltungsgebäude, am südlichen Ende liegt das Fort. Wenn man die Hauptstrasse Richtung Fort geht kommen die Wohnhäuser der Stabsoffiziere. Genau in der Mitte der Main Street geht eine breite Straße, die Bowie Street, nach rechts ab, diese füht zum Bahnhof.
Peter Reineck und Miss Cathy hatten die Kirche verlassen und waren mit Cathys Kutsche zunächst zu Peters Häuschen gefahren. Privat Tessloff folgte ihnen auf seinem Pferd.
Nachdem Peter sich umgezogen hatte, kehrte er zu Cathy zurück und die Kutsche setzte sich in Bewegung Richtung Fort Mason.
"So ist das schon viel besser", sagte Cathy, als sie sein frisches Hemd sah.
Nachdem sie ein paar Meter die Main Street gefahren waren, wandte sich Cathy Peter erneut zu: "Was genau ist eigentlich passiert? Wie sind sie in die ganze Sache herein geraten?"
"Ich ging die Straße runter und kam am Haus der O'Haras vorbei. Da hörte ich tumultartige Geräusche aus dem Haus kommen. Ich klopfte und rief nach Mrs. O'Hara, als ich einen dumpfen Aufprall hinter der Tür vernahm. Als ich durch die Gardinen lukte, sah ich jemanden hinter der Tür auf dem Boden liegen. Ich öffnete die Tür und sah Mrs. Ohara mit einer großen Wunde am Rücken auf dem Boden liegen. So versuchte ich ihr gleich beizustehen und riss mein Hemd in Fetzen um daraus einen notdürftigen Druckverband für die arme Frau zum machen. Nachdem die Blutung für das erste zum Stocken gekommen schien bin ich schnell ins Hospital gerannt um fachkräftige Hilfe zu holen. Dann wurde mir schlecht und ich setzte mich vor dem Haus der O'Haras in den Schatten eines Baumen. Tja und der Rest dürfte Ihnen schon bekannt sein!" erläuterte Peter.
"Wobei mir eine Sache doch sehr merkwürdig vorkam, der Major O'Hara schien mehr Aufwand in die Ergreifung des Täters zu setzen, als dass er sich um seine Frau welche mit dem Tod ringt kümmerte. Ich möchte ihm da nichts unterstellen, aber dieser Übereifer und die Beschuldigungen von Zeugen gepaart mit dem ersten Desinteresse für den Zustand seiner Frau und ihr Seelenheil schien schon sehr merkwürdig. Fast als ob man mit Nachdruck schnell einen Mitwisser beseitigen wollte," sagte Peter sehr nachdenklich.
"Unfassbar. Und das am helllichten Tag. Wenn sie nicht gewesen wäre, dann hätte Mrs. O'Hara nicht einmal den Anflug einer Chance gehabt. Wie jemand nur so kaltblütig sein kann eine wehrlose Frau von hinten zu erstechen." Cathy ging in Gedanken die Situation durch. Ein Einbruch? Eine persönliche Sache? Rache an Major O’Hara? Oder sollte der Major selbst. NEIN! Auf keinen Fall!!!
Cathy riss sich aus ihren Gedanken: "Ich glaube nicht, daß Major O'Hara mit dem Anschlag zu tun hat. Er ist ein aufrechter Mann, in sowas wäre er nie verwickelt. Niemals. Nein ... Ich denke, daß ihn die Situation überfordert hat. Er konnte ihr nicht helfen. Er ist kein Arzt. So tat er das Einzige, was er wirklich kann. Versuchen den Täter zu finden. Hmmm... Er ist jetzt im Lazarett und wartet das Ergebnis der Operation ab. Wenn ihm ihr Zustand gleichgültig wäre, dann wäre er jetzt mit seinen Männern draußen. Hilflosigkeit. Das wird es gewesen sein. Denken sie nicht auch?"
"Naja, könnte schon sein! Dennoch wirft der späte Sinneswandel bei mir Zweifel auf...
Zumindest handelt es sich um sehr vermögende Familienhintergründe von denen keiner wirklich genau weiß wie es bei wem auf dem Konto aussieht und welche Verbindlichkeiten noch ausstehen. Ein Zeitpunkt in dem arme Teufel als Flüchtlinge über die Grenze kommen, kann da wie gelegen kommen...
Und dann Sache mit Mrs. Apostolakis und den übereilten Arrestierungen. Eigentlich alles nicht wirklich passend zu einem Offizier der Union.
Wir werden sehen was sich im Laufe der Zeit herausstellen wird!
Jetzt heißt es hoffen und beten für die arme Mrs. O'Hara, wenn schon ihr Mann nicht den Weg zu unserem Herren findet." sagte Peter mit Nachdruck.
"Mr. Reineck!", sagte Cathy mit Nachdruck. "ich glaube kaum, daß sie im Moment..., nein, ich glaube vielmehr, daß sie niemals über die Kontostände von Menschen urteilen sollten, die sie kaum kennen. Die gehen sie nämlich nichts an. Mrs. O'Hara liegt vielleicht im Sterben und sie machen sich Gedanken, ob sich der Major an ihrem Vermögen bereichern möchte?!?! Zum einen kann ich ihnen mal sagen, daß bei einer Heirat das Vermögen der Frau auf den Mann übergeht. Zum anderen ist der Major, auch wenn es sie nichts angeht, ein vermögender Mann, der solche Eskapaden nicht im geringsten nötig hat.
Und noch etwas: Denken sie etwa wirklich, daß Gott IHRE Gebete in der Kirche hört, aber die des Majors am Bett seiner eigenen Frau nicht? Das überlassen wir doch dem Herrn. Nicht wahr?
Ich denke, Mr. Reineck, sie verrennen sich da wirklich in eine unschöne Sache und tun dem armen Mann, dem sowie so ein großes Unrecht getan wurde, noch ein viel größeres. Das, was sie sagen ist Verleumdung und ich möchte sie ernsthaft bitten, solche Gerüchte gar nicht erst in Umlauf zu bringen. Warten sie noch ein wenig mit ihrem Urteil"
"Miss Cathy, ich kann verstehen, dass sie sich über dererlei Möglichkeiten aufregen. Doch wie auch ich scheinen sie der Meinung zu sein, dass erst die Zeit zeigen wird, was hier nun wirklich geschehen ist. Aber seien sie beruhigt, so lange es nichts als Vermutungen sind, werde ich diese für mich behalten und sehen wie sich hier alles weiter entwickelt. Es liegt an unserer Polizei und nicht an mir, dererlei Dinge aufzuklären, meinen sie nicht auch?" fragte Peter.
"Mr. Reineck, ich rege mich nicht über die Möglichkeiten auf, sondern über die Tatsache, daß dem armen Major jemand versucht hat sein Leben zu zerstören, auf das er sich so lange gefreut hat und das er so lange geplant und gehofft hat. Und das man dann ihm im nächsten Moment unterstellt, daß er dies selber gewollt habe. Das hat er nicht verdient, das hat niemand verdient.
Und wenn sie in ihr Innerstes horchen, dann werden sie sicherlich auch eine Stimme hören, die ihnen sagt, wie verunsichert und wie hilflos, auf der anderen Seite aber auch wie wütend und unbedacht ein Mensch im ersten Moment sein kann, wenn man ihm die Basis seines Lebens zu entziehen versucht. Nur weil der Major eine Uniform trägt, heißt das nicht, daß er nicht auch ein Mensch ist.
Die Polizei? Hmmm. Wissen sie, wie schwer es ist, wenn die Stadt eine vorgefertigte Meinung hat, die durch haltlose Gerüchte provoziert wurde, Aussagen von Zeugen zu finden, die die ungefärbte Wahrheit ans Licht bringen? Viele Dinge kann man von zwei Seiten bewerten..."
"Die Polizei? Keine Ahnung. Ich bin im Fort gewesen und habe sie aus der Kirche abgeholt. Ich bin mir nicht sicher, ob der Sheriff überhaupt ermitteln wird, wo doch Major Forrester zufällig im Fort ist. Auf jeden Fall sind etliche Soldaten unterwegs, um den Flüchtigen aufzugreifen. Vielleicht haben wir ja mit ihm direkt den Täter und wissen dann mehr. Wenn dieser nichts mit der ganzen Sache zu tun hat, dann weiß ich auch nicht weiter..."
"Naja, es war ein Anschlag auf eine Zivilistin außerhalb einer militärischen Einrichtung, somit ihr Zuständigkeitsbereich. Da müsste die Polizei eigentlich schon aktiv werden. Schon allein um nicht nur einer Spur hinterher zu gehen." antwortete Peter.
"Sicher, warum nicht... Hauptsache, es macht jemand den Verantwortlichen dingfest. Wer... egal, aber er soll sein gerechtes Urteil bekommen."
Cathy und Peter näherten sich dem Fort, passierten ohne von den Wachen weiter aufgehalten zu werden den Eingang und Cathy lenkte die Kutsche Richtung Stabsgebäude.