Nach den Vorkommnissen in Anderson´s Haus beschloß Sam den Rio Grande entlang Richtung Laredo zu reiten.
Er war nun schon ein paar Tage unterwegs und hielt Ausschau nach mexikanischen Aktivitäten jenseits und diesseits des Flusses. Er dachte viel nach über das Erlebte und seine Schußverletzungen schmerzten. Seit gestern hatte er keinen Whiskey mehr und schlief entsprechend schlecht. Der Whiskey half ihm, die Bilder zu verdrängen, die sich seit 61 in sein Gedächtnis gebrannt hatten... nun suchten sie ihn wieder heim.
Sam kam an eine Stelle die etwas Schatten und einen Zugang zum Fluß bot, und beschloß dort zu rasten. Er hielt sein Pferd an und stieg ab. Während er es zum Wasser führte beobachtete er die Umgebung genau.
...ein leises Rascheln war in den Ansammlungen von Büschen und Kakteen zu hören, die diesen Landstrich, flußabgewand, so unübersichtlich machten. Und war da nicht noch ein anderes Gräusch? War das nicht Entsichern einer Waffe?...
Er kniete sich ans Wasser als ob nichts wäre. Er füllte seine Canteen mit der rechten Hand. Seine Linke glitt in seiner Hockstellung unbemerkt, so hoffte er, zu seinem Revolver.
"Bekomme ich Ihr Gesicht noch zu sehen, bevor Sie miich erschießen ? Oder trauen Sie sich nicht aus Ihrem Versteck zu kommen?" sagte Sam laut genug, daß man es in dem Dickicht hören konnte
Er sah in Richtung des Busches und versuchte etwas auszumachen. Die linke Hand verblieb am Revolver und spannte den Hahn.
Ein leiser Fluch war zu hören und dann leises Getuschel, das mie einem verhaltenen '..ja, Lieutenant!' endete, bevor sich die Büsche teilten und 5 Männer freigaben. 3 trugen eine graue Uniform, alt aber gut gepflegt und 2 eine recht neue blaue. Der einzige Offizier war ein weiblicher Yankee-Lieutenant der 3rd Cavalry, wobei die Grauen einen Sergeant aufzubieten hatten, den McAllister schon mal in der Botschaft beim Gefolge von General Stafford gesehen hatte. "Das ist Col. McAllister", tuschelte der Sergeant der schwarzhaarigen Frau zu, wonach beide salutierten, wobei man jetzt die Sterne der Provost Guard erkannte. "1st Lieutenant, Julie Deveraux, Provost Deputy Marshal mit 4 Mann auf Patrouille und auf der Suche nach Deserteuren, Sir", stellete sich die recht hochgewachsene Frau dann mit weicher Stimme vor. "Gestatten sie die Frage, was sie hier allein im Randbezirk von Laredo County tun?", ergänzte sie höflich, was ihr allerdings eineige bissige b+Blicke ihrer grauen Kameraden einbrachte
Sam entspannte den Hahn, stand auf und grüßte zurück. Seine Uniform war, abgesehen von ein paar frischen Einschüssen, recht gut in Schuß.
"Ich habe einen etwas anderen Heimweg gewählt, Lieutenant. Die Mexikaner sollen weiter westlich den Rio Grande hinauf versucht haben überzusetzen. Irreguläre Truppen... Sie müßten einige Trümmer angespühlt bekommen haben...."
Sam ging auf die junge Frau zu und sah sie sich genau an.
"Haben Sie einen Verwandten namens Benedict, Lieutenant ?" fragte er und wandte sich an die anderen Anwesenden
"Hat irgendjemand was zu trinken dabei, was nicht gerade Wasser ist?" fragte er in die Runde
Auch die junge Frau schob ihren Revolver zurück ins Holster und schloß es. Dann schüttelte sie den Kopf. "Zweimal nein und einmal ja, Sir.
Ich habe keine Verwandten mehr hier, ausser einer Tante und die heißt nicht Benedict. Trümmer haben wir auch keine gesehen...aber mit einer Flasche Hudson Bay können wir wohl dienen", endete sie und reichte dem Colonel eine kleinere Flasche aus ihrem Haversack.
Alle setzten sich bis auf einen der Konföderierten, der auf Julies Geheiß aufmerksam die Umgebung im Auge behielt.
"Die Lage ist entspannt, wenn auch hecktisch, Sir. Alle sind bemüht die wesentlichen Arbeiten bis zum Winteranfang zu beenden. Vor ein paar Tagen kam eine größere Gruppe ihrer Soldaten über den Fluß. Sie sind aus einem mexikanischen Gefangenenlager entflohen, wo es zu Aufstand gekommen war. Das Fort ist ebenfalls fertiggestellt worden, genau wie die Artilleriestellungen, die inzwischen bestückt sind. Natürlich gibt es gelegentlich die ein oder andere Schlägerei unter den Männern, aber General Stafford hat uns angewiesen es erstmal dabei zu belassen die Reibereien ohne schwerere Strafen zu schlichten, solange es nicht überhand nicmmt und das tut es bisher nicht. Das kleine Hospital und das Stabsgebäude sind auch notdürftig hergerichtet worden und die Mainstreet entlang entstehen neue Häuser und die alten werden verbessert. Der General hat befohlen, dass die Häuser vernünftig gebaut werden und das wir keine Barackengasse erschaffen. Die Vorräte sind durch einge Spendenlieferungen jetzt mehr als gedeckt...ich würde sagen es sicht alles nicht schlecht aus, Sir", bereichtete sie und steckte sich eine Zigarette an, nachedem sie einen Schluck Wasser getrunken hatte. Dann fiel ihr Blick nochmals auf die zittrige Hand des Colonels..."Geht es ihnen nicht gut, Sir?"
Sam nickte und folgte dann Julies Blick auf seine Hand.
"Es ist alles Bestens, Lieutenant. Aber richtig gut wird es mir erst wieder gehen, wenn wir die Gastfreundschaft Ihres LAndes nicht mehr in Anspruch nehmen müssen und unser Land zurückerobert haben." sagte er freundlich lächelnd
"Konnten Sie mehr über dieses Gefangenenlager herausfinden? Weiß man wo es liegt ?"
Sam hatte nicht vor seine Kameraden in irgendwelchen Gefängnissen verrecken zu lassen... Wenn es solche Lager gab, dann müßte Stafford ihm gestatten zu versuchen die Jungs dort herauszuholen.
Eine von Julies Augenbrauen wanderte kurz nach oben. "Wie sie meinen, Sir", sagte sie nur kühl.
"Was das Gefangenenlager angeht, so wissen wir wo es liegt, nur gibt es dort keine Gefangenen mehr, denn sie sind ja zum Glück alle ausgebrochen. Weitere Lager waren den Männern nicht bekannt, aber wenn sie mich fragen gibt es bestimmt noch einige mehr", antwortete sie wahrheitsgemäß.
Julie schaute den Colonel abschätzend an, besann sich dann und nickte. "Ja, Sir, habe ich. Ich war Ingenieurin beim US Engeneer Corps. Ich kam erst 66 zur Kavallerie", erwiderte sie ruhig, ohne weiter auf die Aussage des Colonels einzugehen aber ihr Tofall wurde etwas wärmer.
"Dann werden Sie verstehen, wieso wir nicht länger als nötig hier verweilen möchten. Es fügt beiden Seiten nur unnötige Schmerzen zu..." sagte er nachdenklich
"Und ich hoffe und bete inständig dafür, daß diese letzte Schlacht nicht zu viele Unschuldige Opfer fordert..." fügte er hinzu
Sam stand auf und packte sein Bündel.
"Ich plappere schon wieder." scherzte Sam
"General Stafford ist noch in LAredo nehme ich an..." sagte er und stieg auf sein Pferd
"Geben Sie gut Acht.... Deserteure sind nicht unbedingt das einzige Problem, auf das Sie treffen könnten."
Julie erwiderte nichts mehr zu Thema der Vergangenheit und nickte nur. "Ja, Sir, der General ist in der Stadt und wie ich ihn verstanden habe, so wird er auch bleiben.
Aber mit Verlaub, Sir. Wir werden sie das letzte Stück eskortieren. Ich wäre - nicht unbedingt glücklich wenn ihnen etwas passieren würde", meinte sie dann und gab ihren Leuten den Befehl die Pferde zu holen.