Bereich im Fort wo Gäste untergebracht werden. Die Zimmer sind mit zwei Betten, einem Kleiderschrank, einer kleinen Ecke wo man sich waschen kann und einem kleinen Schreibtisch ausgestattet.
Aliki hatte nicht vor, das Zimmer zu verlassen. Sie war dazu nicht in der Lage. Sie schloß die Augen, doch auch das half nichts. Sie nahm sich vor, den Private zu bitten, ihr medizinische Hilfe zu schicken. Etwas stimmte nicht mit ihr, doch sie war nicht in der Lage zu ergründen, was es war.
Nachdem der Private gegangen war, griff Aliki nach dem Kreuz, das sie um den Hals trug und begann zu beten. Nicht für sich, nein, sie betete für die Frau des Majors. Sie bat den Allmächtigen ihr beizustehen und gut für sie zu sorgen. Als sie geendet hatte ließ sie ihr Kreuz wieder los. Wieviel Zeit möchte wohl vergangen sein? George? Wo war er nur? Sie fühlte sich so elendich und alleingelassen.
Erneut schloß sie die Augen in der Hoffnung, das es ihr Linderung verschaffen würde. Einen Moment später glitt ihr Kopf zur Seite. Ihr Gesicht war immer noch blaß und auf ihrer Stirn hatten sich weitere Schweißperlen gebildet. Sie hatte erneut das Bewußtsein verloren.
Cathy war schnellstmöglich zu den Gästequartieren geeilt, durchquerte den Flur und suchte nach der Zimmer Nummer 13. 9, 10, 11, 12... ah, Zimmernummer 13. Sie klopfte vorsichtig an die Tür... keine Antwort. Dann klopfte sie etwas fester... Wieder keine Antwort... nach kurzem Zögern betrat sie den Raum. Mit einem Blick erfasste sie die Situation. Mit einer steilen Falte zwischen den Augen ging sie zum Bett rüber, Schock hatte der Private gesagt. Hmmm. Davon hatte sie mal keine Ahnung. Wecken? Besser nicht. Vielleicht schlief sie ja auch einfach nur. Nach kurzem Zögern und der Feststellung, dass sich der Brustkorb hob und senkte, stellte sie entschlossen den Korb auf dem Tisch ab und rannte heraus, um Hilfe zu holen.
Diesmal klopfte Cathy erst gar nicht. Sie öffnete leise die Tür, betrat ebenso leise den Raum und ging zielstrebig zum Bett rüber. Eine medizinische Ausbildung hatte sie nicht wirklich bekommen, ihr Wissen beschränkte sich eher auf die Behandlung typischer Küchenunfälle, wie Brandblasen, Schnittwunden, etc.
Sie versuchte sich an diverse Situationen zu erinnern, die sie im Krieg erlebt hatte. Schock. Hmmm. Ohnmacht. Erleichtert atmete sie auf. Beine hochlegen das wars!!!
Entschlossen und froh etwas tun zu können, ging sie zur Truhe, die am Ende des Bettes stand und nahm zwei Wolldecken heraus, rollte sie zusammen und legte sie Aliki unter die Beine. Dann tupfte sie Ihr mit einem der sauberen Küchenleinen den Schweiß von der Stirn.
"Verdammt, wo bleibt denn der Arzt", murmelte sie angespannt vor sich hin.
LT Jones und Stewart Anderson erreichten das besagte Zimmer nur Sekunden später. Da es sich angeblich um einen Notfall handelte traten die beiden Männer ohne zu klopfen ein. "Oh...Miss Cathy, Ma'am", sagte Jones etwas verblüfft, aber schaute dann zu der Schwester auf dem Bett. "Was ist denn passiert?", fragte er zunächst, während auf dem Gang der Medical Attendent zu hören war, der mit einet Trage kam.
Cathy hatte die Schritte auf dem Flur gehört und war sichtlich erleichtert, als die beiden Herren den Raum betraten.
"Guten Tag, Lieutenant, Stewart. Gott sei Dank sind sie endlich da." Cathy schaute zu Aliki rüber.
"Private McCaine bat mich etwas zu Essen für Miss Apostolakis herzubringen. Als ich herein kam lag sie auf dem Bett, kreidebleich, so wie jetzt, in kaltem Schweiß gebadet. Ich bin mir nicht sicher, was genau passiert ist, aber sie hat etwas Blut an den Händen glaube ich. Bitte kümmern sie sich um sie, ich muß ehrlich gestehen, die Situation überfordert mich ein wenig. Ich hab ihre Beine hoch gelegt und hab gerade darüber nachgedacht zu versuchen sie zu wecken. Aber ich war mir nicht sicher, ob das richtig wäre."
"Hmmm... gut, danke. War vielleicht besser das sie uns gerufen haben. Mal sehen", erwiderte Lieutenant Jones neutral, setzte sich neben das Bett und fühlte Puls und Stirn der Patientin, woraufhin er kurz die Hände in augenschein nahm. "Das ist nicht ihr eigenes Blut", stellte er sofort mit geschultem Blick fest, da er keine Verletzung erkannte.Dann stubste er sie leicht aber mehrfach an, weil er noch die Augen überprüfen wollte."
"Hallo, Schwester Apostolakis. Aufwachen!", sagte er recht laut und nicht unbedingt einfühlsam, aber er wollte ja schließlich, dass sie wach wurde.
Alikis Puls war eher schwach und die Stirn fühlte sich kühl an. Auf die leichten Stubser des 1st Lieutenants reagiert Aliki nicht. Erst als er sie deutlich ansprach, öffnete sie die Augen und blinzelte. "Was ist passiert... wo bin ich?" Sie wirkte immer noch ein wenig abwesend. Mit irritiertem Blick nahm sie die umstehenden Personen war. "Miss Cathy? Aber wie... ich meine... ." Fragend blickte sie von Miss Cathy zum Stewart und weiter zum 1st Lieutenant.
"Gaaannz ruhig Schwester, Miss Cathy hat jetzt erstmal Pause und sie werden brav dem Onkel Doktor ihre Aufmerksamkeit schenken. Sehen sie mal hierher und folgen sie dem Bleistift mit den Augen...sooo...rechts...links...oben...unten...aha! Na das ist ja halb so schlimm. Sie sollten mal etwas kürzer treten. Sie sind gesund. Sie haben lediglich einen leichten Schock oder einen leichten Schwächeanfall und brauchen Ruhe. Ich verordne ihnen erstmal pauschal einen Tag Bettruhe. Warme Suppe und ein leichtes Essen *er schaut auf das von Miss Cathy gebrachte Essen*...ja, so wie das hier aber nicht, bis auf das Brot. Den Rest können sie wieder mitnehmen und lassen sie ein Süppchen bringen. Wenn die Patientin das aufgegessen hat ruht sie sich noch eine halbe Stunde aus und wird ins Hospital verlegt. Anderson...sie und der Private bleiben hier und kümmern sich um die Überführung, wenn es soweit ist. Miss Cathy ich wäre ihnen äußerst verbunden wenn sie sich um die Suppe kümmern könnten. Soo...Schwester und sie erzählen mir jetzt mal wie es zu ihrem Zusammenbruch kam...", dann kramte er in seiner Tasche und hörte zu.
"Aliki, hören sie auf den Doktor. Ich schau später noch mal nach ihnen. Gute Besserung derweilen." Sie lächelte Aliki mitfühlend an.
Erleichtert, daß es sich "nur" um einen leichten Schock handelte, konnte sie sich guten Gewissens auf den Weg machen und Aliki in der Obhut des jungen Arztes lassen, um das zu tun, was sie am besten konnte: Organisieren. In diesem Fall Hühnersuppe.
"Bin schon auf dem Weg Doc. Danke, daß sie so schnell her gekommen sind."
Cathy legte das in Tuch gewickelte Brot auf den Tisch und huschte mit einem Gruß an die Anwesenden aus dem Zimmer.
Aliki folgten den Anweisung von Doktor Jones mehr automatisch. So schnell kam sie noch nicht nach. "Leichter Schock? Schwächeanfall?" Fragend blickte sie erneut von Miss Cathy zu Jones und wieder zurück. Sie brauchte eine kleine Weile um sich gedanklich zu sortieren.
Als Miss Cathy den Raum verließ blickte Aliki ihr mit gemischten Gefühlen nach. Ihre Anwesenheit hatte für sie ein Gefühl der Sicherheit dargestellt, auch wenn sie nicht genau sagen konnte, woran das gelegen hatte. Einen Augenblick schaute sie noch die Tür an und hoffte fast, dass Miss Cathy wieder zurückkommen würde, auch wenn ihr klar war, das dies nicht passieren würde. Dann blickte sie den Arzt erneut an.
Er hatte sie gebeten, ihm zu erzählen, was passiert war. Sie zögerte einen Moment. Warum sie dies tat, war ihr selber nicht ganz klar. Sie hatte Vertrauen zu ihm. Sie wußte, das er ein fähiger Arzt war und er hatte sie nicht beschuldigt, eine Attentäterin zu sein. Schließlich holte sie tief Luft und erzählte ihm in allen Einzelheiten, was im Wald und danach im Haus des Majors vorgefallen war. Nachdem sie geendet hatte, spürte sie, das ihre Wangen feucht vor Tränen waren. "Ich habe nichts getan, Doktor, das schwöre ich beim Grab meiner Mutter".
Jones zog eine Augenbraue steil nach oben. "Das ist ja mal eine Geschichte. Meine Güte. Na ja, da kann man schon mal ein wenig wackelig auf den Beinen werden. Das dumme ist nur, dass sie unter Arrest stehen. Wir können sie jetzt nicht so einfach mitnehmen. Aber ich werde mich darum kümmern. Hospital Stewart Anderson wird hier bei ihnen bleiben, bis sie etwas getrunken und gegessen haben. Bis dahin habe ich eine Vollmacht, dass ich sie ins Hospital überführen darf. Aber es ist leider vollkommen gleichgültig, Schwester, ob ich ihnen ihre Geschichte glaube. Darüber haben andere zu befinden. Aber das wird schon werden. Ich gebe ihnen eine geringe Dosis Laudanum", meinte er dann und vermischte das Medikament ine einem Glas mit Wasser, das er dann neben das Bett stellte.
"Schön austrinken, ich bin bald zurück. Wenn etwas ist, Steward Anderson ist ja da. Guten Tag...."
Weiter im Stabsgebäude
Mit diesen Worten verließ er den Raum und Anderson nahm neben ihrem Bett auf dem Stuhl platz.
Aliki senkte den Kopf. Irgendwie hatte sie gehofft, das Jones ihr zumindest sagen würde, das er ihr glaubte. Er kannte sie doch und sollte sie einschätzen können. Warum konnte ihr niemand einfach nur Glauben schenken? War sie so unglaubwürdig? War ihr Wort so wenig wert? Sie seufzte und nickte stumm.
Als Jones gegangen war, blickte sie das Glas Wasser auf dem Tisch mißtrauisch an. Laudanum lößte bei ihr unschöne Erinnerungen aus. Am liebsten würde sie es ignorieren, doch das würde Stewart Anderson sicherlich nicht zulassen.