Mit äußersten Vorbehalten beobachtete die Rangerin Purcells Kommen und hoffte, dass er nicht noch seinen ganzen Sauhaufen und dieses Flittchen mitgebracht hatte. Das gäbe nur Streit und den konnten sie im Moment alle nicht gebrauchen. Müde betrachtete Victoria weiterhin die Umgebung.
Vor dem Fort blieb George einen Augenblick stehen und zog die Luft in seine Lungen ein. Er spürte das im Schlecht wurde. Mit schnellen Schritten ging er in Richtung des kleinen Waldes. George verschwand in dem Wald, nach ein paar Metern hielt er sich an einem Baum fest und übergab sich. Als sein Magen sich entleert hatte, fischte er sich mit einem Taschentuch die Stirn und den Mund ab. Er schwitzte und alles drehte sich.
Er lehnte sich mit dem Rücken an den Baum und nahm seine Wasserflasche von der Schulter. George zitterte er konnte die Flasche kaum halten, als er sie aufdrehte verschüttete er einen Teil.
Plötzlich gingen ihn die Nerven durch, er sah vor seinem inneren Auge Bilder von Charlotte und ihrer beiden Eltern. Dann sah George die Gesichter von den Männern die er im Krieg erschossen hatte. Dann sah er wieder seine Schwester, die ihn strafend und mit weinenden Augen ansah.
George konnte sich nicht mehr beherrschen und fing an wie ein Kind zu weinen, er rutschte den Baum runter bis er auf dem Boden saß. Er schlug die Hände vor das Gesicht und ließ seinen Tränen freien lauf.
Ich habe alle Menschen die ich liebe endtäuscht, ich habe getötet. Habe ich es noch verdient zu leben? Er griff nach seinen Colt, holte in aus dem Holster und legte in in seine Schoß. George sah die Waffe an.
Vielleicht ist es der beste Weg, dann werde ich keinen Menschen mehr verletzten. Sie sind alle ohne mich besser dran.
Verwundert, allerdings zunächst unbeeindruckt beobachtete Victoria, wie Purcell aus dem Haus kam und in dem kleinen Wäldchen verschwand. Als er allerdings nicht mehr auftauchte, wunderte sie sich doch ein wenig, schließlich war er über die Straße gekommen. Ob das ein neuer Auftrag war? Aber sie war nicht das Kindermädchen dieses selbstgefälligen Südstaatlers. Trotzdem behilt sie den Waldabschnitt im Auge und wartete. 'Wenn sich gleich immer noch nichts tut, schaue ich zumindest einmal am Waldrand nach, ob die Mexikaner ihn erwischt haben...', dachte sie.
George hielt immer noch die Waffe in der Hand und stand kurz davor sie zu heben. Dann gingen im die Bilder eines kleinen Mädchens durch den Kopf, es wußte nicht um wenn es sich handelte aber es mußte seine kleine Nichte sein.
Sei kein dummer Idiot!
Er steckte die Waffe ins Holster und stand auf. Mit seinem Taschentuch fischte er sich die Augen trocken und machte sich auf den Weg zum Fort zurück. Mit geröteten Augen ging er auf das Fort zu. George wollte noch einmal mit Sam sprechen.
'Habe ich es mir doch gedacht, dass er nur pinkeln war...', dachte Victoria, als sie Purcell wiederkommen sah. 'Dass diese Lumpen noch nicht einmal die Toilette benutzen können wie alle anderen auch!' Verständnislos schüttelte Victoria den Kopf und blieb weiter entspannt auf der kleinen Bank neben dem Haus sitzen.
Nachdem Sarah das Fort erreicht hatte, stieg sie vom Pferd und führte es. Da sah sie vor dem Gebäude auch schon Miß Ashbury sitzen. "Guten Tag, Miß Ashbury, wie geht es Ihnen?" fragte Sarah sie und schaute sie an.
"Guten Tag Ms. Brooks - schön Sie zu sehen, aber wo kommen Sie denn her? Gerade jetzt?" wunderte sich Victoria, lächelte aber erfreut und machte auf der Bank ein wenig Platz. Die Frage nach ihrer Gesundheit überspielte sie, da ihr Kleid deutlich voller Blut und Einschusslöcher war.
Sarah bemerkte erst jetzt den Zustand von Victorias Kleid und antwortete "Ich habe eine Nachricht für Mc Allister und war gerade in der Nähe und dachte mir dann, das ich sie persönlich vorbei bringe. Ich hoffe Mc allister geht es gut. Weil wen ich mir Sie so näher betrachte, war ihr Weg woll nicht ganz so gut, oder Miß Ashbury?" Sarah schaute Miß Ashbury an und dachte hoffentlich sind alle lebend hier angekommen.
"Der Weg war eigentlich ganz gut - der Aufenthalt allerdings weniger", lächelte Victoria und blinzelte wieder den Nebel vor ihren Augen weg. "Ob es Mr. McAllister gut geht? Vermutlich mindestens genauso gut wie mir, er hat sicherlich eine bessere Konstitution als ich. Wieso - ist die Nachricht dergestalt, dass sie ihn aufregen wird?" Das letzte klang etwas bissig, aber die Rangerin hatte sich schnell wieder im Zaum. "Sie haben nicht zufällig den Trupp Mexikaner an der Brücke gesehen? Oder sind Sie nicht über die Brücke gekommen?"
"Was in dem Brief steht weiß ich nicht.Aber Mexikaner habe ich keine gesehen, zumindest an der Brücke nicht. Ich bin aber auch nicht so offensichtlich über den Weg geritten. Sondern eher etwas abseits.Warum fragen sie. Sind die für ihren Zustand verantwortlich, Miß Ashbury?" Sarah schaute sie beunruhigt an , das Aussehen von der Rangerin gefiel Ihr gar nicht. Hoffentlich kippt sie nicht gleich um."Soll ich Ihnen was zu trinken holen?"
"Wieso überbringen Sie Nachrichten? Sie sind doch kein Briefträger", fragte Victoria erstaunt, denn sie wunderte sich schon, dass eine Frau alleine durch dieses Kriegsgebiet reiste, nur um einen Brief abzugeben. Dafür gab es doch sicherlich Meldereiter. "Ich frage nach den Mexikanern, weil es über hundert sein sollen. Und das, was Sie hier sehen, Ma'am, ist noch nicht einmal das Werk von fünzig. Auf den Trupp an der Brücke bin ich nicht erpicht. Und nein danke, zu Trinken brauche ich nichts, nur ein wenig Ruhe."
"ich habe schon welche gesehen, aber es waren nicht so viele, natürlich gigt es Meldereiter, aber manche Dinge muß man halt selber erledigen. alleine durch Kriegsgebiete reisten, habe ich schon öfter gemacht, ist ein Teil von meinem Job, Miß Ashbury. Ich werde Sie dann mal in Ruhe lassen und hinein gehen. Sie entschuldigen mich"
Sarah schaute Miß Ashbury an und brachte erst mal ihr Pferd zu den Ställen und ging dann ins Gebäude hinein.
Ben spuckte etwas Kautabak aus, er drehte sich zu dieser Miss Higginbottom um. Er, und ein paar Soldaten, sollten die neuen Krankenschwestern zu dem Fort bringen. Es hatte hier immer wieder Kämpfe gegeben und so dachte man sich wohl das man hier noch ein paar Zivilisten brauchte, die Krieg spielen wollten.
Sie ritten auf den Vorplatz von dem Fort.
„So, wir sind da. Willkommen in der Hölle. Ich hoffe das ich nicht wieder Reiseführer spielen muss!“
Er spuckte wieder eine Ladung Kautabak aus und stieg vom Pferd.