Elias saß müde vor seinem Zelt. Er war sehr froh, dass die 'Goldgierigen' die Stadt verlassen hatten. Viele waren zur Wasserstation nach Norden aufgebrochen um den Abendzug zu erreichen und in der Stadt war fast wieder die Ruhe eingekehrt, die sie bei ihrer Ankunft vorgefunden hatten.
Er hatte zusammen mit seinen Leuten endlich einmal wieder Ordnung im Lazarett geschaffen und alles stand wieder an seinem Platz. Auch die Schäden der Explosionen waren beseitigt worden und die Geschützstellungen waren von der Mainstreet verschwunden. Lediglich die bräunlichen Flecken, von denen es reichlich auf dem Grasboden um den großen OP Holztisch gab, erinnerten noch an die Ereignisse.
Das Gold war gefunden und die Meisten der 'Gäste' hatten ihr Interesse an der Stadt verloren.
Lediglich Colonel McAllister mit seiner Abteilung lagerte noch auf der großen Wiese, doch er musste sich eingestehen, dass er auch gar nicht darauf geachtet hatte wer sonst noch in der Stadt war.
Die Arbeiten am Fort im Süden hatte man wieder aufgenommen doch die Fertigstellung war durch den Überfall um gut 10 Tage zurückgeworfen worden. Trotzdem hatte ein Trupp der Pioniere die zerstörte Telegraphenleitung rapariert, bevor sie zu ihrer eigentlichen Tätigkeit zurückgekehrt waren.
Steward John Smith hatte die Gefangenschaft etwas schlechter überstanden als Patrick, doch auch er war wieder im Dienst.
Die Sache mit Roqueforts Knie gab ihm am meisten zu denken, vor allem, wenn er daran dachte, dass er das Bein, wäre es jemand anderes gewesen, wahrscheinlich sofort und ohne zu zögern abgenommen hätte. Doch wie durch ein Wundern hatten sie zumindest die Amputation bisher vermeiden können, auch wenn der, durch die Kugel und die Infektion, angerichtete Schaden ziemlich groß war.
Jetzt wartete er auf seine Leute, vor allem auch auf Patrick, um das weitere Vorgehen zu besprechen...
Er hatte gerade das Telegamm abgesetzt, welches ihnen neue Uniformen und vor allem die Ausrüstung für ihren neuen, weiblichen Medical Attendent bringen sollte. Doch zunächst konnte man sich hier mit ener Uniform aus dem alten Depot behelfen.
Jetzt war es aber höchste Zeit, denn Captain Grant hatte sie alle zur Besprechung gebeten um das weitere Vorgehen zu planen.
Nach einiger Suche hatte er auch noch eine Flasche von des Doktors Lieblings-Sherry gefunden, die er ihm jetzt mitbrachte, denn so konnte man Vorgesetzte milde stimmen wie es ihn seine bisherige Erfahrung gelehrt hatte.
"Guten Abend, Sir!", sagte er zackig, als er unter die Plane des Vorzeltes trat, wo der Captain saß. "Ich habe mir erlaubt ihnen einen spanischen Sherry zu bringen. Ich hoffe er trifft ihren Geschmack."
Elias schaute auf und erwiderte knapp den Gruß des Stewards. "Guten Abend. Danke, John, setzen sie sich", meinte er dann und deutete auf einen der Stühle während er die Flasche in Empfang nahm und zufrieden auf das Etikett schaute.
Nachdem Smith ihn darüber informiert hatte, das der Telegarph wieder funktionierte nahm er weiterhin zur Kenntnis, dass die fälligen Telegramme endlich unterwegs waren. Zusätzlich informierte ihn Smith, dass Roqufort inzwischen schlief und Elias entschied sie auch schlafen zu lassen.
Ihre neue Rekrutin regelte gerade noch einige Dinge mit ihrer vorherigen Arbeitgeberin und so fehlte nur noch Murphy.
Später hatte sich Elias entschieden Colonel McAllister aufzusuchen, da Roquefort ihm gesagt hatte, dass der Colonel nicht zur Nachuntersuchung erschienen sei.
Seine eigene Wunde schmerzte ebenfalls noch, als hätte ihm ein Pferd in den Bauch getreten, aber es schien alles in Ordnung zu sein. Vielleicht war es auch nur die tatsache, dass er bisher nur einmal verwundet worden war und das vor fast 10 Jahren...
Patrick kam gerade aus seinem zelt und hörte noch, wie John dem Captain Sherry anbot. Grinsend ging er auf die beiden zu.
"Habe ich da gerade das Wort Sherry gehört?" fragte er betont unschuldig. Sein eigener Sherryvorrat war am letzten Abend vollständig geleert worden und in seinem Zelt hatte er nur noch Whisky, den er sich aber aufheben wollte. Es war sein letzter und hier hatte er bislang nur burbon gesehen.
Er nahm, sich einen Stuhl und setzte sich an den Besprechungstisch, der sonst wahlweise auch als OP- oder Essenstisch diente. Je nach Gelgenheit. Nach einem kurzen Blick in die Runde wunderte er sich zwar, dass Claudine fehlte, aber er dachte sich schon, dass Elias sie schlafen lassen wollte. Sie hatte es auch bitter nötig. Er selbst hatte noch am Morgen die brandigen Stellen entfernt, die sich in Claudines schwerer Knieverletzung gebildet hatten. Eine weitere Entzündung würde sie fast sicher das Bein kosten. Er verdränte diesen düsteren gedanken und wartete, ob es entweder Innformationen oder Sherry geben würde.
Elias musste unwillkürlich grinsen, als Patrick herbeikam und sofort den Sherry entdeckte. "Ja, es gibt was zu trinken", sagte er und holte aus dem Apothekenschrank 3 Gläser hervor, die er verteilte und mit Sherry füllte. "Na wohl bekomms...auf die UNION!", ließ er dann verlauten und leerte sein Glas zunächst nur halb um den guten Tropfen richtig zu genießen.
"Also wenn ich die Lage richtig gedeutet habe, ist die Verwaltung von Laredo County jetzt, wenn auch nur temporär, offiziell in den Händen der Konföderierten, auch wenn noch ein komplettes Regiment unserer Jungs hierher unterwegs ist um sie zu verstärken.
Wir haben die Aufgabe ihnen beim Neuaufbau eines neuen, eigenen Medical Department zu helfen. Unsere Zeitgrenze ist der späte November...denn dann kehren wir nach Fort Mason zurück.
Da aber bisher noch keine Kandidaten von grauer Seite hier eingetroffen sind, sollten wir uns die Ruhe antun und uns erstmal um unsere eigenen Probleme kümmern. Smith...gehen sie zum Telegraphen und fordern sie die entsprechenden Bücher bezüglich der Genesungshilfen für Roqueforts Knie an...und bitte gleich", sagte er ruhig und Smith nickte, leerte sein Glas und eilte los.
Dann wendete er sich zu Patrick. "Und jetzt zu Dir mein Freund. Du hast Roquforts Knie behandelt und das vorsichtiger und präziser als ich es an dem Morgen gekonnt hätte. Was ist mit Deinem Abschluß? Das Jahr ist fast rum... willst Du noch ein weiteres warten? Jones hat einen Versetzungsantrag gestellt...du könntest seinen Posten haben. Ich will Dich nicht zwingen, aber was meinst Du denn seilbst dazu?", fragte er offen.
Patrick stellte das leere Glas ab und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er runzelte die Stirn und wurde schlagartig ernst. "Ginge das denn so einfach? Ich denke nicht, dass das Oberkommando meinen Badener Studienabschluss anerkennen wird, und ohne Prüfung wird mich keiner zum Offizier befördern." Ein wenig wiederwillen und unsicherheit waren im durchaus anzumerken. Er war gerne Hospital Steward und hatte in seinem Gebiet viel erreicht. Wenn er nun Arzt weden würde kämen viele neue Aufgaben und noch mehr Verantwortung hinzu. Er hatte zwar keine wirkliche Angst davor, aber ein wenig mulmig machte ihn der Gedanke schon.
Elias lächelte milde. Er konnte gut nachvollziehen, was in Patrick vorging, denn ihm war es ähnlich gegangen. "Wie gesagt, niemand zwingt Dich. Natürlich müsstest Du noch eine Prüfung in Washington ablegen, aber wenn wir es geschickt anstellen, dann bist Du noch vor dem Weihnachtsball in Mason zurück. Aber schlaf erstmal darüber. Wenn Du Dir nicht sicher bist, dann verschieben wir es auf nächstes Jahr", endete er und begann eine Pfeife zu stopfen.
Durch das poltern des Wagens aufmerksam geworden schaute Elias jetzt einmal die Straße hoch und erspähte den kleinen Wagen vor der Kirche. "Ach, schau an ein Pfaffe. Kaum schießt niemand mehr tauchen die Leute wieder auf. Na das nenne ich Gottvertrauen", beerkte er abfällig und setzte sich wieder hin, wobei er seine Pfeife entzündete.
Elias stand auf und salutierte leger. "Nein, Colonel...sie stören nicht. Wir hätten sie sowieso für die Nachuntersuchung in Kürze aufgesucht", erwiderte er freundlich und bot dem Colonel einen Stuhl an.
"Nehmen sie doch Platz, Sir...ein Glas Sherry?", fragte er dann.
"Da sag ich nicht nein, danke Captain Grant." antwortete er freundlich
"Wie geht es Ihnen und Ihren Leuten? Hat sich Miss Roquefort wieder erholt?" er sah die Besorgnis in Grants Augen
"Wir werden noch heute ein Haus räumen. Ich möchte, daß zumindest Sie und Steward Roquefort ihr Quartier dorthin verlegen... es wird kalt nachts und das kann nicht gesund sein." fuhr er fort und ließ in seinem Tonfall mitklingen, daß er keinerlei Widerspruch in dieser Angelegenheit duldete.
Elias nickte. Normalerweise ließ er sich in diese Entscheidungen nicht hereinreden, aber wo der Colonel recht hatte, da hatte er nun einmal recht. Außerdem war McAllister nach den neuen Verträgen auch der ranghöchste, zuständige Offizier, vor Ort und den Wünschen von Kommandanten sollte entsprochen werden, auch wenn die Offiziere des Departments gerne auf ihre besondere Stellung pochten und das ihnen niemand direkt etwas zu sagen hatte, so war er nicht ganz so penetrant was das anging, denn seiner Meinung nach waren sie alle Soldaten und lebten von der Hierarchie. das war nun einmal so.
"Sie haben recht, Sir", erwiderte er und deutete auf die beiden leeren Häuser direkt neben den Lazarett. "Diese beiden wären gut. Ich habe sie mir bereits angesehen. Daraus läßt sich ein ordentliches Lararett mit Unterkünften bauen, wenn es ihnen recht ist. Außerdem könnte man die Häuser durch eine Einfache konstruktion verbinden, was ihren Wert für uns noch verbessern würde", meinte er und schenkte allen Anwesenden noch einen Sherry ein.