"In der Tat", stellte Elias zustimmend fest. "Nun, dann machen wir eben Pause, bis die Salbe eingezogen ist", erklärte er dann freundlich und öffnete ein Fenster um einen Zigarillo zu rauchen.
Claudine setzte sich und als sie Grant friedlich rauchend vor dem Fenster stehen sah, hatte sie für kurze Zeit das Gefühl, irgendwo anders in Texas zu sein und die Flüchtlinge und deren Leid, schien vergessen.
"Warum kann es nischt immer so sein.", rutschte es ihr gedankenverloren heraus.
"...ja, das wäre schön", stimmt Elias nachdenklich vom Fenster aus zu und schaut auf das Treiben entlang der Mainstreet, wo die Leute jetzt ihren Häusern einen neuen Anstrich verpassen oder noch abschließende Reparaturen ausführen. Einige unterhalten sich und hier und da geht man einfach nur spazieren. Ein friedliches Bild...
"Wollen wir einen kleinen Spaziergang machen?", fragt er dann und wendete sich Roquefort zu.
Zwischen Grants Zustimmung und seiner Frage nach einem Spaziergang herrschte einige Minuten Schweigen im Büro, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Captain Grant stand weiterhin rauchend am Fenster und Claudine saß am Schreibtisch und starrte ins Leere. Sie schien in ihren Gedanken verloren. Als er sie wieder ansprach ging ein Ruck durch ihren Körper und sie schaute erst zu ihm und dann auf ihre Hand. Die Salbe war noch nicht komplett eingezogen, die Rötung jedoch schon verblasst.
"Ja, dass würde mir sischerlisch gut tun." antwortete sie nach nur kurzem Zögern, froh darüber nicht sofort wieder an ihre Schreibarbeit zu müssen.
Claudine griff nach ihren Krücken, stand auf und humpelte Richtung Tür. Grant konnte erkennen, dass sie nach der neuen Justierung der Apparatur am heutigen Tag schon wieder ziemlich gut mit ihren Gehhilfen unterwegs war.
Elias griff nach seinem Mantel und griff auch den von Roquefort nachdem er zunächst seinen angezogen hatte . "Es ist kalt", meinte er und hielt ihr den Mantel hin um ihr hineinzuhelfen.
Claudine blieb stehen und sah sich nach Grant um. "Ah oui, herzlischen Dank.", bedankte sie sich bei ihm.
Sie klemmte die rechte Krücke mit unter den linken Arm und rutsche mit ihrem rechten Arm in ihren Mantel. Dann wechselte sie erst die eine und dann auch die andere Krücke unter den rechten Arm und wollte mit ihrem linken Arm in den Mantel rutschen. Dabei drehte sie sich aber mit ihrem Oberkörper so weit nach hinten um, dass beide Krücken unter ihrem rechten Arm wegrutschten und Claudine somit aus der Balance und ins straucheln kam.
Elias sah die Katastrophe im Ansatz kommen, fing Claudine auf und hob sie dabei ein Stück hoch, damit ihre Beine nicht unkontrolliert den Boden berührten. Dann setzte er sie auf das gesunde Bein wieder ab. "Hoppla, ganz sachte", meinte er nur lächelnd ...
"Merde," brach es wütend und erschrocken aus Claudine heraus. "Das kann doch nischt wahr sein, jetzt kann isch noch nischt einmal mehr rischtig stehen!"
Ihr war durchaus klar, dass sie selbst mit ihrem Vorgehen diesen Vorfall regelrecht herauf beschworen hatte, aber sie hatte die Notwendigkeit, sich zum Anziehen des Mantels besser gegen eine Wand oder einen anderen stabilen Gegenstand im Zimmer zu lehnen oder gar Grant um einen Arm zu bitten, nicht einsehen wollen.
Ihre Wut über sich selbst legte sich aber so schnell, wie sie gekommen war. Sie drehte sich zu Grant um: "Danke Captain Grant, ohne Sie hätte das hier gerade ziemlisch böse ausgehen können. Wie gut das sie so groß und stark sind, ansonsten hätte isch wahrscheinlisch doch noch Bekanntschaft mit unserem Fußboden gemacht.", sagte sie mit aufrichtigem Dank und einem Lächeln.
Lassiter trat aus dem kleinen Hospital und grüßte formell in die Richtung von Captain Grant, der ihm das Hospital heute Morgen übergeben hatte. Eine kleine Pfeife im Mundwinkel stand er noch einige Zeit rauchend vor der Tür und schaute dem Konvoy des US Medical Department nach. In den wenigen Tagen der Zusammenarbeit hatte er seine Kollegen in den blauen Uniformen durchau schätzen gelernt und war ein wenig traurig darüber auf die guten Gespräche verzichten zu müssen.
Dann befestigte er einen Aushang an dem entsprechenden Brett an der Aussenseite.
4 Krankenschwestern gesucht! Grundlegende Vorkenntnisse in der Pflege und Behandlung von Patienten erwünscht. Bezahlung 13 US-Dollar im Monat. gez. Cpt. (MD) L. Rush - Garnisionsarzt.
Von den 6 Stewards welche die Medics der Union ausgebildet hatten, gestand er nur zweien den Rang des Hospital Stewards zu. Die Anderen wurden als Attendens eingesetzt, da sie allem Anschein nach dem Unterricht, wohl noch aus altem Groll gegen die Union, nicht vernünftig gefolgt waren und große Lücken in ihrem Wissen aufwiesen.
Er wollte gerade das Haus wieder betreten, als ein Private herbeikam und salutierte.
"Captain Rusch, Sir...Colonel McAllister hätte sie gerne gesprochen."
"Ich werde umgehend bei ihm vorstellig werden und sie begleiten, danke Private", erwiderte Rush und folgte dem Mann zum Stabsgebäude.