Elias begann langsam und konzentriert den Mechanismus zu bedienen und die Apparatur begann mit ihrer Arbeit und beugte das Bein. *klick*klick*klick* machte der Mechanismus und rastete in kleinen Schritten immer wieder etwas weiter ein...
Beim ersten Klick begann es in Claudines Knie zu ziehen, beim zweiten Klick wurde der Schmerz sehr viel stärker und sie musste sich schon zusammenreißen, um nicht auf zu stöhnen. Beim dritten Klick merkte sie, dass ein weiteres Verstellen sie wieder ins Dunkel schicken könnte. "Captain Grant,", keuchte sie leicht und ihr Gesicht wurde käsig, "isch denke das reischt. Noch mehr werde isch nicht aushalten!"
Elias nahm sofort die Hand vom Mechanismus und schaute das Knie nochmals genauer an, wobei er allerdings vermied es abzutasten. "Was meinen sie, wollen wir kurz warten ob sie sich daran gewöhnen können oder sollen wie es sofort lockern?", fragte er dann und unterdrückte den Reflex es sofort tu tun, da er Roquefort natürlich soviel Kompetenz zusprach das alleine entscheiden zu können.
Claudine war sehr unsicher, ob sie es mit den jetzigen Schmerzen aushalten würde. Mehrmals atmete sie möglichst langsam und tief ein und aus. Als das schlimme Ziehen aber auch dann immernoch nicht in der Intensität nachließ, schaute sie Captain Grant an und sagte mit leicht gepresster Stimme: "Manschmal kann ein Schritt zurück einen weiter bringen als jeglisches voranstürmen. Isch denke isch hätte gerne diesen Rückwärtsschritt."
In Claudines Gesicht konnte Grant ablesen, dass sie wohl starke Schmerzen hatte, denn immernoch war es sehr blass.
Nachdem die Apparatur von Grant eine Stufe zurück gestellt worden war, ging das Ziehen im Knie auf ein erträgliches Maß zurück. Es zog zwar immernoch sehr stark, aber nicht viel mehr als nach dem ersten Mal und es würde aus zu halten sein.
"Oui Captain, isch denke schon, dass das so gehen wird.", antwortete Claudine ehrlich auf seine Frage. "Isch denke, isch sollte dann mal wieder zurück an den Schreibtisch, wenn sie nichts anderes für misch zu erledigen haben.", fuhr sie fort, während sie ihr Hosenbein herunter und über die Apparatur zog.
"In Ordnung, ich habe auch noch Papierkram zu erledigen", meinte Elias freundlich und um von Thema der Behandlung abzulenken. "Ich leiste ihnen dann mal im Büro Gesellschaft", endete er und ging schon einmal nach nebenan um an seinem Schreibtisch Platz zu nehmen.
Dann griff er sich den Stapel mit den vorläufigen Beurteilungen der Anwärter und begann sie durchzusehen und zu ergänzen.
Claudine brauchte noch einen Moment um sich an die neue Einstellung zu gewöhnen, bevor sie Captain Grant folgen konnte. Langsam rutschte sie vom Tisch herrunter und griff nach ihren Krücken. Irgendwie bekam sie die Zweite nicht richtig zu fassen und sie fiel polternd zu Boden. Merde, ce n'est pas vrais, grummelte Claudine in sich hinein und bückte sich langsam, um die Krücke wieder auf zu heben. Dann humpelte sie etwas langsamer als bisher Captain Grant hinterher.
Als sie das Büro betrat, sah sie Captain Grant am Schreibtisch über einen Stapel Papiere brütend sitzen. Die Luft erschien ihr abgestanden. "Alors Captain, stört es sie, wenn isch kurz ein wenig frische Luft herein lasse?", fragte sie ihn.
"Wie...? Öhmm...nein, natürlich nicht, machen sie nur", erwiderte Elias aus seiner Konzentration gerissen und dadurch etwas irritiert, wobei er es aber nicht an seiner üblichen Freundlichkeit fehlen ließ.
Nachdem Grant nichts gegen frische Luft einzuwenden hatte, ging Claudine ans Fenster, entriegelte es und öffnete es für einige Minuten. Dabei blieb sie am Fenster stehen und blickte nach draußen.
Das Büro lag im der Main Street abgewandten, rückwärtigen Teil des Lazaretts und sie schaute auf die dahinter liegende Bäume und die angrenzende Landschaft. Das Wetter war angenehm und ein laues Lüftchen strich um die Häuser. Claudine atmete tief ein. Wie herrlisch und ruhig es doch ist, dachte sie bei sich, ganz anders als noch vor einigen Wochen und im Frühjahr. Gebe Gott, dass es so friedlisch bleibt. Sie seufzte leise und schloß, nachdem ihrer Meinung nach genügend firsche Luft ins Zimmer gekommen war, das Fenster wieder. Dann drehte sie sich behutsam um und hinkte zu ihrem Schreibtisch, auf dem sauber geordnet und gestaplet so einige Papiere lagen und auf ihre Bearbeitung warteten.
Nach einiger Zeit war Elias mit seiner Arbeit fertig und hatte nur noch ein einzelnes Formular auf dem Tisch liegen, dass er grübelnd studierte.
"Sagen sie mal Claudine, wie kommen sie mit den Vorbereitungen vorran?", fragte er zunächst einleitend. "Wir haben hier diesen Thomas McBride, den einzigen Steward über den die NKS noch verfügt und Colonel McAllister möchte, dass wir ihn zum Assistent Surgeon ausbilden. Er ist zwar gut, aber es fehlt ihm einfach an Operationserfahrung. Sein sie doch so gut und setzen sie einen Antrag an unser HQ in Washington auf und fragen sie nach, ob er eine Zulassung zur Jefferson University bekommt, falls er hier entsprechend abschließt. Ich habe da zwar nur geringe Hoffnung, dass man den Antrag befürwortet, aber versuchen sollten wir es trotzdem, oder?", meinte er dann und schaute zu Claudine...
Claudine schaute von ihren Unterlagen auf. "Isch komme ganz gut voran, mit Patrick ging es etwas schneller, aber es wird schon gehen."
Dann machte sie eine kleine Pause und man konnte sehen, dass sie nachdachte. "Was McBride angeht stimme isch ihnen zu, Captain. Er ist wirklisch gut und was seine Operationserfahrung angeht, so bin isch sischer, dass er schnell lernen wird, wenn man ihm die Möglischkeit hierfür gibt. Leider werden sie wohl auch mit ihrer Einschätzung bezüglisch des Antrages rischtig liegen, aber isch denke wir sollten es dennoch versuchen, denn nur ein gehörtes Nein ist ein wirklisches Nein. Isch werde gleisch den Antrag aufsetzten."
Dann erhob Claudine sich, nahm ihre Krücken und humpelte ein paar Schritte zu einem Schrank, in dem sich die erforderlichen Unterlagen befanden, nahm nach kurzem Suchen eine Mappe heraus und humpelte zurück zum Tisch. Der Rückweg wirkte weniger geschickt als sonst, da die Handhabung der Krücken mit dem Transport der Mappe nicht gerade einfach war. Kurz bevor sie ihren Tisch erreichte, rutschte ihr die Mappe aus der Hand und landete auf dem Boden. "Merde", grummelte Claudine und bückte sich vorsichtig, um die Mappe wieder auf zu heben.
Elias schaute sich das ganze an und war einen Moment versucht besser sitzen zu bleiben, damit Claudine die Sachen selbst aufheben könnte um ihr Selbstbewusstsein zu stärken, kam aber zu dem Schluß, dass ein Sturz auf das Bein alles viel schlimmer machen würde und stand schnell auf. Noch bevor sich die Sanitäterin nach dem Papieren bücken konnte war er schon zur Stelle und hob sie auf, wonach er sie auf Roqueforts Schreibtisch legte und sich wieder setzte.
"Ich weiß, dass sie das auch gekonnt hätten", meinte er dabei.."..aber ich denke den Stolz sollten wir vergessen, denn ein Sturz auf das Bein wäre ziemlich schlimm", endete er dann.
Claudine schaute verdutzt, als Captain Grant wie aus heiterem Himmel auf einmal neben ihr stand und die Mappe aufhob. Bevor sie ihn angrummeln konnte, dass sie das auch selbst geschafft hätte, wurde sie durch seine Aussage besänftigt. Claudine wusste das er Recht hatte, deshalb schluckte sie die Bemerkung, die sie machen wollte herunter und sagte: "Merci beaucoup, Captain."
Nachdem sie sich gesetzt hatte, rutschte ihr mit einem Unterton, von dem man nicht genau einschätzen konnte, ob er nun Ironie oder zurückgehaltenen Ärger ausdrückte, noch heraus: "Isch werde misch bemühen bis zur Beendigung des Heilungsprozesses weniger selbstständig zu sein."
Dann schlug sie die Mappe auf, entnahm ihr einige Papiere und begann diese aus zu füllen.
Elias zog eine Augenbraue hoch und machte ein ziemlich langes Gesicht. Dann schüttelte er leicht den Kopf und hatte mal wieder etwas dazugelernt. Einen weiteren Kommentar konnte er sich allerdings verkneifen, da die Situation für die junge Frau schließlich alles andere als einfach war.