Claudine kam gerade zusammen mit Miss Lacy durch den Hintereingang herein, als diese stehenblieb und ihr Gesicht weiß wie eine Wand wurde. Erst dann fiel Claudine die sperrangelweit offen stehende Tür zum Büro des Generals und eine Stimme, die verzweifelt auf jemanden einsprach auf. Merde, ging es ihr durch den Kopf, isch Idiot hätte doch gleisch nach ihm sehen sollen. Hoffentlisch ist es nichts ernstes, das würde isch mir nie verzeihen.
Im Büro
Sie ging an der wie versteinert da stehende Miss Lacy vorbei ins Büro. Mit einem Blick erfasste sie die Situation. Der General lag schwer atmend, ein Kissen unter seinem Kopf, bewusstlos auf dem Boden. Lizzy O'Neal hockte daneben, tupfte ihm mit einem Tuch über die Stirn und versuchte ihn durch Ansprache zu wecken.
Claudine ging, so gut es mit dem steifen Knie ging, in die Hocke, fühlte Mc Allisters Puls und Temperatur. Sein Puls war kräftig, aber raste und die Stirn war leicht warm. Dann frage sie mit einem Blick zu Lizzy: "Wie lange liegt er schon hier?"
Lizzy war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.
"Ich danke Gott, Steward Roquefort, dass Pvt. Higgins Sie endlich gefunden hat.
Wie lange er schon hier liegt, ich weiß nicht. Wir haben ein Geräusch gehört und sind dann her gekommen. Als er nicht auf Klopfen reagiert hat, hat Sean die Tür geöffnet. Also vielleicht 5 Minuten?
Ich weiß es nicht genau."
Lizzy sah besorgt auf den General herab: "Was ist dem mit ihm? Ist es schlimm?", fragte sie besorgt.
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
Claudine schaute verdutzt zu Lizzy. "Private Higgins hat misch nicht gefunden, isch kam gerade zufällig mit Miss Lacy zum Seiteneingang herein." Lizzy konnte bei genauem Hinsehen die immernoch leicht geröteten Augen und die feuchten Stellen auf Claudines Uniform erkennen.
"Isch habe noch keine Ahnung was mit im los ist Miss O'Neal. Aber seien sie sischer, isch werde alles mir möglische unternehmen, um das heraus zu bekommen.", sagte sie mit fester Stimme. Sie begann gerade damit ihn vorsichtig zu untersuchen, als Charlotte herein kam. Am Kopf fand sie eine Platzwunde und eine Beule, von der sie nicht sicher war, ob die vom jetztigen Sturz kam oder älter war. Als sie vorsichtig unter seine Jacke griff, fühlte sie sofort etwas warmes an ihren Fingern. Bevor sie die Hand wieder hervor zog, wischte sie sie so gut es ging im Innenfutter ab.
"Isch muss ihn auf dem Behandlungstisch haben. Hier ist zu wenig Lischt.", stellte sie fest. "Könnten sie bitte ein paar starke Männer holen, die beim Transport helfen?", fragte sie Lizzy. "Und wenn sie mir kurz meine braune Tasche bringen, dann kann isch ihm schon einmal den Kopf verbinden.", sagte sie zu Miss Lacy.
Während Lizzys und Charlottes Abwesenheit hatte Claudine den General weiter untersucht. Erleichtert seufzte sie auf, als sie keine weiteren Verletzungen fand. Sie wollte gerade den General auf die linke Seite rollen, um sich die Verletzung an der Schulter genauer an zu sehen, als Miss Lacy mit ihrer Tasche und drei Männern in grau im Schlepptau zurück kam.
Dankend nahm sie ihre Tasche in Empfang, stellte sie aber gleich neben sich ab. "Isch denke es ist besser, wenn wir ihn gleich in den Lazarettbereisch in die Messe bringen. Hier kann isch nicht genügend sehen und auf Dauer ist es für misch auch zu anstrengend." Sie sah zu den drei Männern und sagte: "Alors, isch möschte, dass sie mir den General vorsichtig ins Lazarett bringen. Das größte Problem ist nur, dass sie versuchen sollten, ihn nischt am reschten Arm oder der reschten Schulter an zu fassen. Isch weiß, dass wird nicht einfach, aber seine Wunde könnte noch weiter auf gehen."
Vorsichtig hoben die drei Grauen General Mc Allister, der kurz aufstöhnte aber weiterhin bewusstlos blieb, hoch und trugen ihn zum Behandlungstisch in die Messe. Claudine nahm ihre Tasche, schaute aufmunternd zu Miss Lacy und sagte : "Isch bin sischer, das wird schon." Dann folgte sie zusammen mit Charlotte den Männern.
"Zu aller erst einmal, Sir, werde ich auf mich aufpassen und zweitens sterbe ich, sofern es so sein sollte für meine Heimat, für mein Land. Ich habe diesen Weg eingeschlagen aus Überzeugung, noch vor dem Krieg."
Wesley roch am Wiskey schwenkte das Glas ein wenig und nahm dann einen Schluck.
Private Wesley Baker 2nd US Cav. A-Cy, 1st Platoon
"Sie erinnern mich an ein paar junge Männer, die zusammen in Westpoint waren..."
Er nahm einen Schluck Whiskey.
"Zwei davon trugen im Bürgerkrieg die Graue und zwei die Blaue Uniform.... wir waren Freunde... und Brüder. Bis der Krieg kam. Einer ist tot, ein anderer verkrüppelt und einer ist irgendwann gestorben und nur noch ein blasser Schatten dessen, was er einst war." Sam seufzte
"Ich habe scon viele Leute as Überzeugung sterben sehen...für Ideale und für ihre Heimat... und jedes Mal wenn einer fällt stellt sich mir die Frage: war es das wert?... Ich meine... wenn in einem Konflikt alles geklärt werden soll und dann das Thema beendet ist... woher kommen dann die Zehntausenden die wieder ihre alten Uniformen angezogen haben?"
Er sah Wesley in die Augen.
"Es liegt viel Ehre in unserem Beruf, Mr. Baker... nur korrumpiert manchmal die Macht, die die Einen über die Anderen haben. Manchmal sind Opfer notwendig, manchmal entstehen sie nur aus dem Starrsinn Einzelner.... Gestern Abend bei Fort Wills schickte der mexikanische Kommandant etwa 10.000 Seelen ins Feld. Ich möchte wetten, es waren Männer wie Sie, die für Ihre Heimat kämpften und das ehrenhaft.... Sie kamen über den Fluß...Regiment für Regiment...und durch den Starrsinn oder die Dummheit eines Einzelnen,liegen sie nun alle verrottend in ihrem eigenen Blut."
Er nahm noch einen Schluck aus dem Glas.
"Fakt ist, Mr Baker. Wenn Sie fallen ist es egal wofür Sie meinen gestorben zu sein... es beruhigt nur Sie, in dem Moment in dem die Kugel Sie trifft. Sie sterben als Held und Ihre Familie wird Sie als solchen in Erinnerung haben... aber diese Erinnerung kann die Bresche nicht schließen, die Ihr Tod gerissen hat."
Er lehnte sich zurück.
"Ich behandle die Leute im 13. anders, als die meisten anderen... ich lasse viel durchgehen... zuviel. Da gebe ich Ihnen Recht. Von den Leuten die 65 im 13. waren sind nur noch etwa 60 übrig...nach der Schlacht gestern vielleicht weniger. Diese Leute waren all die Jahre die einzige Familie die ich hatte... insofern ist es nur menschlich, daß mit zweierlei Maß gemessen wird, denke ich.... Diese Beförderung nimmt mir die Möglichkeit, mir diesen Rest Menschlichkeit zu erhalten. Verstehen Sie ?" endete Sam
Wesley hörte ruhig zu und überlegte einen Augenblick, dann sagte er:
„Mir ist die Farbe der Uniform egal, die Disziplin ist mir wichtig. Und leider musste ich feststellen, dass die Disziplinlosigkeit bei einer Armee häufiger vorkommt. „
Er nahm noch einen kleinen Schluck und sprach dann weiter.
„Sir ich verstehe Ihr Dilemma, aber dieses Gefühl darf Sie nicht einnehmen, genau wie mein Angst, vorn in der Schützenreihe mich nicht einnehmen darf oder die Angst einen Fehler zu machen der einen Kameraden das Leben kostet. Vielleicht sind meine Ideale Ihnen egal wenn ich Tod im Dreck liege, aber mir sind sie wichtig. Ohne Sie würde ich verkommen. Sie und meine Ziele halten mich am Leben am Funktionieren. Wenn ich resigniere, wenn mich die Zweifel übermannen, Sir, bin ich kein guter Soldat mehr, ob General oder Private, ich habe zu funktionieren!“
„Verzeihen Sie Sir, wenn ich zu weit gegangen sein sollte, aber ich vermutete dies ist ein privates Gespräch.“
Private Wesley Baker 2nd US Cav. A-Cy, 1st Platoon
"Machen Sie sich keine Gedanken, Mr. Baker. Ich werde Ihnen aus Ihren Ausführungen keine Schlinge drehen. Dieses Gespräch wird den Raum nicht verlassen." meinte er lächelnd
Sam nahm sich eine Zigarre und zündete sie an. Nachdenklich musterte er Baker. Der junge Mann war so enthusiastisch und vollgepumpt mit dem Wissen vieler Drillbücher.... das böse Erwachen kommt erst mit den Jahren... der süße Geschmack des Sieges...und die Bitterkeit der Niederlage, das Kennenlernen neuer Freunde und den damit einhergehenden unvermeidlichen Verlust. So aufgeweckt Baker war... was das Soldatenleben angeht trug er Scheuklappen.
"Wie lange sind Sie jetzt bei der kämpfenden Truppe ?" fragte er
"Sie werden noch viele Erfahrungen machen...noch vieles sehen in den nächsten Monaten, daß Sie daran zweifeln lassen wird, daß es einen Gott gibt und in anderen Situationen werden Sie sich sicher sein, daß es ihn gibt." meinte Sam
"Ich denke, dann werden Sie viele Dinge anders, oder aber zumindest nicht zu verbissen sehen. Ein gewisses MAß an Resignation macht sich früher oder später bei jedem Veteranen breit."