Nachdem er Charlotte entlassen hatte war er wieder alleine. Seine Schulter pochte und die Austrittswunde am Rücken spannte stark.
Er war ungerecht zu Charlotte...im Endeffekt ertappte er sich dabei, daß er es sogar begrüßte sie in seiner Nähe zu wissen. Wäre seine Frau damals bei ihm gewesen, wäre sie vermutlich nicht im Granatfeuer der Yankees umgekommen. Aber wie konnte er sich auf seine Arbeit konzentrieren und gleichzeitig auf Charlotte achten ?
Er nahm ein Blatt und einen Stift zur Hand, als er feststellte, daß das mit dem Schreiben und dem kaputten Arm wohl eher eine schlechte Idee war.
Müde lehnte er sich in den Stuhl zurück und rekapitulierte die Geschehnisse der letzten Tage. Immer wieder stellte er sich das Schlachtfeld bei Fort Wills vor und die harten Kämpfe an der Brücke und den jenseitigen Hügeln. Er war nicht dort und trotzdem für den Tod mehrerer tausend Menschen verantwortlich....trugen sie nun graue Uniformen oder Ponchos...
"Daran mußt Du dich jetzt gewöhnen." meinte er zu sich selbst und nahm einen tiefen Schluck Whiskey
"General McAllister, Sir. Sgt. Steven Cord, ich melde Ihnen, das feindliche Lager jenseits der Brücke wurde abgebrochen. Den Spuren nach zu urteilen marschieren sie in Richtung Mississippi, Sir. Das Gelände scheint ansonsten sauber zu sein." machte er Meldung
"Das habe ich mir gedacht... gut... Danke Sergeant Cord, das wäre alles. Ruhen Sie sich aus und melden Sie sich bei Ihrem Regiment zurück !" meinte Sam
Sam nahm gerade einen tiefen Schluck aus seinem Glas als Charlotte hereinkam.
Er verschluckte sich und hustete kurz, als sie ihn wieder mal beim Trinken erwischt hatte, beruhigte sich dann aber wieder und grinste sie an.
"Ich hab mir noch nicht überlegt was ich mit Dir mache..." fing er an als er den Teller bemerkte und ihr ansah, daß diese Worte sie irgendwie zu treffen schienen
"Oh...ähm..."
Sam stand auf und ging um den Tisch auf Charlotte zu. Er nahm ihr dne Teller ab und stellte ihn auf den Tisch.
"Es...es tut mir leid, Liebes." sagte er reumütig und schluckte
"Ich bin unmöglich... und ungerecht zu Dir..."
Sam umfaßte sie mit dem gesunden linken Arm und drückte sie an sich.
"Aber ich versuche mich zu besser... versprochen." fügte er leise hinzu
Er konnte sich nicht konzentrieren. Die Antwort auf sein zweites Telegramm war wenig hilfreich oder aufbauend gewesen.
Sam öffnete die Flasche Rum und goß sich ein. Er dachte an bessere Zeiten, an sein zu Hause und seine Kindheit... an seine Jugend und die Zeit vor dem Krieg.
Er hatte einen starken Druck am Hinterkopf...alles klang gedämpft. Es mußte wohl die Anstrengung sein, dachte er bei sich als er einen Schluck Rum zu sich nahm.
Sam stand auf, das Glas fiel ihm aus der Hand und zerschellte klirrend auf dem Boden. Alles um ihn herum drehte sich und er versuchte sich am Tisch festzuhalten, als ihm die Knie weich wurden.
"Verdammt..." ächzte er und kippte um wie ein gefällter Baum. Er streifte mit dem Oberkörper die Tischkante bevor er auf dem Boden aufkam und alles Schwarz wurde.
Lizzy stürzte in das Büro und kniete sich neben ihn auf den Boden. Reglos lag der General vor ihr.
Einen Moment hielt sie hilflos inne, dann drehte sie ihn vorsichtig in eine bequemere Position und griff nach einem Kissen auf dem Sessel hinter ihr, welches sie ihm behutsam unter den Kopf schob.
Fieberhaft versuchte sie sich daran zu erinnern, was Meggie ihr über Erste Hilfe beigebracht hatte, aber ihr Kopf war wie leergefegt.
Ganz vorsichtig tätschelte sie McAllisters Wange und rief ihn zaghaft beim Namen.
"General? ... General McAllister? ... Sir? ... Bitte wachen Sie auf!"
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
Lizzy sah sich nervös im Büro um, auf dem Tisch stand eine Karaffe mit Wasser. Sie griff nach der Karaffe und roch daran, ja, Wasser. Schnell befeuchtete sie ein Taschentuch und legte es ihm auf die Stirn.
Wo bleibt den nur Sean mit den Ärzten, dachte sie verzweifelt und versuchte noch einmal, den General anzusprechen.
"General, wachen Sie auf. Bitte. Es ist ja schon Hilfe unterwegs. Kommen Sie zu sich. Sir ... Bitte."
Vorsichtig betupfte sie mit dem feuchten Tuch seine Stirn.
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)