Lizzy rührte mit dem Rücken zu den beiden wild in einem Kochtopf herum und versuchte irgendwie das Gespräch der beiden auszublenden.
Sie schämte sich in Grund und Boden, dass sie keine Chance hatte, Charlotte die Schmach zu ersparen, dass sie Zeuge dieses Gespräches wurde.
Sie dachte an ihren eigenen Bruder, der auch George hieß, der nun in Washington George Junior auf seinen Knieen schaukelte und liebevoll sein Kind und seine Frau beschützte. So sollte ein Bruder sein. Nicht so wie Purcell, eine Schande in Uniform. Was mußte dem armen Mann geschehen sein, dass er sich so verändert hatte, denn sowohl McAllister, als auch seine Schwester, schienen ja wirklich hohe Stücke auf ihn zu halten, oder gehalten haben? Die Militärführung hatte ihn schließlich ja in den Krieg geschickt, mit einem hohen Rang und vielen Männern und Verantwortung. Sie verstand das alles nicht.
Lizzy seufzte beinahe unhörbar. Ihr Vater und ihre Brüder würden sich im Grabe umdrehen. Was war nur aus der glorreichen CS-Armee geworden? Nun aus Teilen, denn die meisten der anderen NKS'ler waren nicht wie Purcell und seine Männer. Higgins, McAllister, Rush. Die waren keine Schande...
Beinahe wäre ihr die Suppe angebrannt, aber gerade noch rechtzeitig bemerkte Lizzy, dass sie aufgehört hatte, zu rühren und kümmerte sich wieder um die Suppe für Charlotte.
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
„Welche Werte habe ich den verletzt? Hier gibt es keine Werte, das solltest du auch schon gemerkt haben. In dieser Welt hier verändert man sich, auch du würdest dich verändern wenn du so lange in dieser Welt leben müßtes.“
„Ich weiß was du sagen wirst! Du hast es dir selber ausgesucht. Ja, stimmt das habe ich. Weil das mein Job ist und es das Einzige ist was ich kann. Bei dem Auftrag den ich habe muss man hart und eiskalt sein.“
„Ich werde dich, Mum & Dad und auch Sam immer lieben. Und ich freue mich schon auf den Tag an dem ich Heim kehren kann. Vielleicht werde ich Meggy mitbringen, vielleicht aber auch nicht.
George sah seine Schwester traurig und zu gleich ernst an.
„Hat nicht jeder eine Chance verdient sich zu ändern?“
„Ich spüre eine Seelenverwandtschaft zu ihr, auch ich habe meine Seele verkauft. In gewisser weiße auch meinen Körper.“
„Ich werde sie erst einmal nicht sehen, da wo ich hingehe wartet nur der Tod. Dieser Gefahr werde ich sie nicht aussetzen. Aber ich habe ihr etwas von meinem Geld gegeben, so das sie sich eine kleine Wohnung in Sicherheit nehmen kann.“
George sah beschämt auf seine Hände, die auf dem Tisch lagen. Er atmete tief ein, er liebte seine Schwester und er erinnerte sich an ihr Wiedersehn. Das gerade mal ein halbes Jahr her war und jetzt schien er sie für immer zu verlieren.
„Du hast recht auch du hast viel durch gemacht. Musstest schreckliches erleben, aber auch starke Leistungen vollbringen. Und ich bin stolz auf dich.“ sagte er ganz ruhig.
„Ich will dich nicht verletzen, aber mir geht es gut….denke ich. Solange dieser Krieg dauert, werde ich nicht nach Hause gehen. Wenn der Krieg aus ist, und ich noch leben sollte, werden wir sehen was wir machen.“
Er sah Charlotte jetzt an, es schien sie noch etwas anderes zu bedrücken. Wo kamen diese fast schon Stimmungsschwankungen her? Gerade war sie noch ganz ruhig und dann schien sie zu explodieren? Das konnte nicht an nur an Meggy Hart liegen?
„Wie geht es dir? Ich meine nicht das was du mir gerade erzählst hast, sondern wie es dir jetzt geht?“
George drückte ihre Hand und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Du hast recht, man soll sich nicht im Streit trennen. Ich werde immer an dich denken und ich verspreche dir das ich, wenn das alles vorbei ist, meinen Weg suchen werde.“
Er stand auf, wobei er immer noch ihre Hand hielt.
„Ich werde dir schreiben sobald ich Zeit dazu finde. Bitte iss was und trink mehr Wasser. Achte auch drauf das du dich mehr ausruhst, du musst gut auf euch achtgeben.“
George beugte sich zu ihr runter und flüsterte ihr zu:
„Ich habe dich lieb!“
Dann küsste er noch einmal ihre Hand und verließ die Küche. Im Türrahmen blieb er noch einmal stehen.
„Mrs. O´Neal? Bitte entschuldigen Sie das Auftreten meiner Männer. Wir wollten hier niemanden verschrecken. Wenn wir ihre Gefühle verletzt haben, so tut es mir sehr leid. Würden Sie bitte auf meine Schwester acht geben? Ich wäre Ihnen sehr dankbar!“
Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und verließ die Küche endgültig.
Lizzy stützte sich kurz am Herd ab, dann drehte sie sich um. Für einen kurzen Moment sah man ihr die Wut und die Fassungslosigkeit an, die sie in ihr tobten, dann griff ihre Erziehung und sie hatte ihre Gefühle zumindest nach aussen im Griff.
Langsam ging sie zur Küchentür, schloss diese, legte den Riegel vor und drehte sich langsam um. Sie ging zu einem kleinen Schrank, holte schon zum zweiten Mal an diesem Tag eine gewisse Flasche und zwei Gläser heraus, stellte diese vor Charlotte auf den Tisch. Sie goss immer noch wortlos zwei große Whiskey ein und setzte sich neben Charlotte.
Vorsichtig legte sie einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich.
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
Lizzy runzelte nachdenklich die Stirn. "Hmmm...", machte sie unbestimmt und reichte Charlotte das Whiskeyglas.
"Nein, haben Sie nicht. Zumindest nicht so, wie ich, wenn ich an Ihrer Stelle gewesen wäre... Trinken Sie, dass brauchen Sie jetzt eher, als ... Wasser." Lizzy reichte Charlotte das Glas an.
"Was mich betrifft. Sobald ich diesen Raum verlasse, werde ich mich nur daran erinnern, dass Sie hier waren, um mit mir einen Kaffee zu trinken. Niemand wird davon erfahren. Das verspreche ich Ihnen."
Lizzy bebte immer noch vor Zorn, als sie an das ungeheuerliche Benehmen von Purcell dachte.
"Aber bis dahin, meine Liebe, will ich von Ihnen so einen Unsinn nicht hören. Es muss Ihnen gar nichts leid tun. Und entschuldigen müssen SIE sich nicht und vor allem nicht bei mir.
Mir tut es leid, dass es mir unmöglich war, Ihnen die Privatsphäre zu geben, die Sie benötigt hätten.
Nein, das Gespräch war unnötig. Das haben Sie nicht verdient," sagte sie etwas hilflos.
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)