"Miss Lacy, der Krieg verändert uns alle. Er hat Sie verändert, er hat mich verändert. Aber letztlich entscheidet unser Charakter, wie wir uns verändern und was aus uns wird."
Lizzy trank einen Schluck Whiskey, dann sagte sie scheinbar ruhig:
"Alles, das, wofür die Südstaaten standen, ist in den letzten Jahren wieder und wieder in den Dreck getreten worden. Wir haben alles verloren - und das nicht nur einmal. Alles was uns jetzt noch von unseren alten Träumen bleibt, ist unser Stolz und unser Wille und die Hoffnung, dass sich alles zum besten wenden wird.
Vielleicht wird Ihr Bruder eines Tages ganz tief in sich den Gentleman wiederfinden, der er einmal gewesen sein mag. Aber hier und heute kann ich Ihnen nur sagen, dass er sich weit von den alten Idealen entfernt hat."
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
Lizzy hörte sich geduldig an, wie Miss Lacy versuchte sich das Verhalten ihres Bruders einigermaßen so schön zu reden, wie sie es ebenso tun würde, wäre er ihr eigener Bruder. Doch das war er nicht. Und Lizzy war sich darüber im Klaren, dass Charlotte letztlich verstanden hatte, dass sie ihren Bruder verloren hatte, es sich aber nicht eingestehen konnte.
Mitleid durchflutete sie und sie sah für einen kurzen Moment das liebevolle Gesicht ihres Bruders vor sich. Bei sich dachte sie, wie glücklich, trotz all der Verluste sie sein konnte, dass die verbliebenen Mitglieder ihrer Familie, niemals das verraten hatten, was sie liebten.
Sie seufzte. "Bitte entschuldigen Sie sich nicht bei mir, das ist nicht nötig. Wirklich nicht.
Viele haben sich bemüht unseren Lebensstil nachzueifern, aber es nie verstanden, nie wirklich geschafft, dann haben sie ihn versucht zu vernichten. Aber in unseren Herzen lebt er weiter. Und wer weiß - vielleicht eines Tages, wird der alte Süden wieder auferstehen. Es wird nicht reichen, wenn Ihr Bruder sich bemüht. In seinem Herzen existiert der alte Lebensstil nicht mehr." Lizzy lächelte Charlotte traurig zu.
"Ich bin froh, dass Sie hier sind und dass niemand da draussen mitbekommen hat, was in der Küche gesprochen wurde. So können wir beide irgendwann hier herausgehen, wenn Sie den Streit verdaut haben und niemand weiß davon."
Lizzy stand auf und holte Charlotte einen Teller mit Suppe und Stück frischgebackenens Brot dazu.
Nicht, weil er mich darum gebeten hat, sondern, weil ich es will!!! Bisher habe ich Charlotte ein wenig um das beneidet, was sie behalten und ich verloren hatte, um ihr Leben, aber ab heute wünsche ich ihr von Herzen, dass sie einen Bruder wie den meinen hätte und sie ein wenig mehr von dem behalten hätte können, was ich habe.
Lizzy strich Charlotte eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte einen Löffel zu der Suppe.
"Bitte tun Sie mir den Gefallen und essen Sie die Suppe. Sie müssen bei Kräften bleiben. Wir werden beide noch viel Kraft brauchen - Sie und ich - bis dieser elende Krieg vorbei ist. Und wir werden das, was wir lieben nicht verraten und unsere Ideale nicht verkaufen. Nicht wahr?"
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
"Das Gleiche gilt für Sie, Miss Lacy. Ich bin sehr froh, dass wenigstens Sie hier sind. Wissen Sie, ich vermisse meine Schwestern schon sehr, vor allem Meggie. Sicherlich kann ich ihre Entscheidung, im Moment weiter im Lazarett bei Colonel Rush zu bleiben verstehen, aber es ist nicht eben leichter, die Schrecken des Krieges zu ertragen, ohne sie in meiner Nähe zu wissen.
Es tut gut, Sie hier zu haben.
Ihr Sam kann sich sehr glücklich schätzen, eine so starke Frau an seiner Seite zu haben."
Als Lizzy Sam erwähnte, erschrak sie ein wenig, in der ganzen Aufregung hatte sie ihn vollständig vergessen.
"Bitte verzeihen Sie meine Gedankenlosigkeit, aber wie geht es dem General? Konnte Steward Roquefort ihm helfen? Ist er bei Bewußtsein?"
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
Lizzy atmete erleichtert aus, als sie hörte, dass es Sam wieder besser ging. Als Charlotte erwähnte, dass Colonel Rush hier vor Ort war, konnte sie sich ein freudiges Lächeln nicht verkneifen.
"Hmmm, ja, Sie wollen bei ihm sein. Das verstehe ich nur zu gut. Sicherlich ist der Krieg kein Platz für Frauen, aber wir haben bereits so viel verloren, jetzt wollen wir das festhalten, was uns ncoh geblieben ist. So lange wie nur irgend möglich."
Lizzy seufzte.
"Ich habe ebenso wie Sie, Angst davor weggeschickt zu werden. Nicht zu wissen, was geschieht, nicht zu wissen, ob Sean tot ist, während ich in Sicherheit irgendwo in Washington Tee trinke..." Lizzy Stimme wurde ganz rau.
Sie schluckte und redete leise weiter: "Jedes Mal, wenn er den Befehl erhält auszurücken, sterbe ich tausend Tode vor Angst, aber ich weiß, dass ich in seiner Nähe bin und dass ich da bin, wenn er mich braucht.
Und deswegen bin ich hier. Deswegen sind Sie hier. Und Ihr Sam, er braucht Sie. Er hat Angst um Sie. Können Sie ihm das wirklich verübeln?"
Lizzy zuckte zusammen. Moment. Rush?
"Miss Lacy, ich weiß, Sie waren ... abgelenkt, aber wissen Sie vielleicht, ob meine Schwester mit Colonel Rush angekommen ist?"
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
"Ja, machen wir sofort, sobald Sie ihre Suppe aufgegessen haben."
Dann wurde sie ernster: "Keine Sorgen, wenn Meggie hier angekommen wäre, hätte sie schon längst die Küche gestürmt. Es sei denn, etwas extrem wichtiges hätte sie davon abgehalten.
Also, seien Sie so lieb und essen Sie ihre Suppe, solange sie noch heiss ist", sagte Lizzy mit spielerisch erhobenem Zeigefinger.
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
"Sicher werden Sie hier noch eine Weile sitzen bleiben. Und zwar genau so lange, bis Sie Ihre Suppe aufgegessen haben.
Im Übrigen bin ich Irin, ein Dickschädel und ja, erbarmungslos, wenn jemand versucht, mich auszutricksen", ergänzte Lizzy mit einem breiten Grinsen.
"Schließlich müssen wir zusammenhalten, gegen die Männer, die uns so gerne am heimischen Herd sehen würden. Und deswegen muß ich wohl darauf achten, dass Sie bei Kräften bleiben. Alleine schaffe ich alle beide nicht", fügte sie immer noch scherzend, aber mit einem wahren Unterton hinzu.
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
"Sie sollten sich ein wenig die Haare richten und etwas Wasser durchs Gesicht schlagen. Wasser hab ich hier ... lassen Sie mich mal ihre Haare wieder feststecken."
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