"Guten Tag, Colonel", erwiderte Sir Charles, ein großer, hagerer Mann gehobeneren Alters, in einem dunklen Anzug der aufstand und Sam die Hand bot. "Ich habe das Gespräch mitbekommen und bedaure das sie so von der Sache erfahren mussten. Und die Frage ist aber eher was ich für sie tun kann, Sir. Ich würde das ganze gerne aufklären und vielleicht kurz mit ihnen reden, wenn es ihre Zeit erlaubt. Wollen wir uns setzen und eine Tasse Tee zusammen trinken? Ihre Leute können im kleinen Salon warten.", fragte er höflich, während sich der Butler schon anbot die Mütze des Offiziers entgegen zu nehmen.
Sir Charles ließ vom Butler den Tee bringen und bot Sam eine erstklassige Zigarre an. "Vor einigen Wochen kam ich nach Richmond um meine...sagen wir Geschäftskette... zu erweitern und hier eine weitere Kanzlei zu eröffnen, wie zuvor in Washington DC und New York. Ich darf bescheiden erklären, dass Widdowbee & Partner schon seit fast 100 Jahren im Rechtsgeschäft tätig sind und nun auch erfolgreich hier Fußgefasst hat.
Doch ich bin nur noch bis zum Mai 1871 in ihrem Land bevor ich nach England zurückkehre und suchte eine angemessene Bleibe hier in Richmond um die Besetzung und den Aufbau des Geschäfts hier zu überwachen.
So traf ich durch Zufall auf ihren Schwager und ihre reizende Schwester, die wohl Schwierigkeiten mit der Bank hatten. Es ging um ein Darlehen und eine Hypothek auf das Haus. Sie konnten die Raten nicht mehr bezahlen und mussten das Haus verkaufen und ich hatte Interesse. Doch nachdem mir ihre Schwester die Umstände geschildert hatte dauerte mich die Sache sehr und so machte ich ihrem Schwager ein Angebot. Wenn es ihm gelingen würde den Kaufpreis binnen einen Jahres zurückzuerstatten, würde das Haus wieder in seinen Besitz übergehen. Und ich sage ihnen, Sir, ich war fair", endete er zunächst und ließ den Butler den Tee einschenken, der nun lange genug gezogen war.
Sam wirkte erschüttert als er das hörte fing sich aber recht schnell wieder und nahm eine Zigarre
"Danke. Sehr nobel von Ihnen, Sir Charles.... " sagte Sam ehrlich
"Darf ich fragen, welche Summe nötig wäre um das Haus wieder auszulösen, Sir? Sie wissen sicherlich...das die Yankees hier unten im Süden sehr viel 'Beute' gemacht haben.... aber dieses Haus gehörte meiner Familie seit nunmehr 60 Jahren...also werde ich zusehen daß Sie ihr Geld bekommen." fuhr er fort
Der Butler gab Sam Feuer und Sam nahm einen zug von der Zigarre.
"Ich verstehe das Dilemma durchaus, Sir, und sicher dürfen sie fragen, doch darf ich ihnen keine Details über den Vertrag mitteilen, wofür sie sicherlich Verständnis haben. Doch ich bin sicher, dass ihr Schwager alle Fragen beantworten kann. Sie finden sie auf einer Plantage die...so wie ich gehört habe...wohl ihrem Bruder zueigen ist. Ihre Schwester sprach davon, dass sie dort wohl aufgenommen würden.
Doch ich habe interessanter Weise noch etwas für sie, was ich eigentlich schon weiterleiten wollte.
...Mansfield...der Brief", sagte er dann in Richtung des Butlers, der einen großen versiegelten Umschlag brachte.
"Das hier wurde gestern hier für sie abgegeben und zwar von einem jungen Lieutenant der Garnison. Er händigte es auch erst aus, als er sah, dass ich Anwalt bin und wir setzten ein entsprechendes Schriftstück auf. Ursprünglich wollte er es wohl ihrer Schwestr geben. Er meinte wenn sie es nicht bis heute abholen, dann soll ich es zurückbringen lassen. Woher er wusste, dass sie hierher kommen vermag ich nicht zu sagen.", erklärte er und reichte Sam den Umschlag.
In der Zwischenzeit ließ Sir Charls sich das Übergabedokument nebst Zweitschrift von seinem Butler bringen, zeichnete beide ab und legte sie dem Colonel mit Tinte und Feder hin, um die Übergabe zu bestätigen.
"Wie ich bereits sagte, bis Mai 71", erwiderte Sir Charles und nahm das Dokument wieder entgegen wobei er Sam die Zweitschrift gab.
"Ich würde mich freuen, Sir. Wenn die bisherigen Bewerber auf die Stellen sich als gut und qualifiziert erweisen sollten, dann werden wir die Kanzlei hier in Richmond im Januar eröffnen", erklärte er und legte alles ordentlich weg.
"Ich erlaube mir noch zu erwähnen, dass ich ein großer Bewunderer ihrer Sache bin und vom Heldenmut ihres Kampfes in Mexiko gehört habe. Doch ich finde es auch bemerkenswert wie alles wieder zusammenzuwachsen scheint. Ich war in meiner Jugend bei den Royal Dragoons...ach war das eine Zeit", endete er und seine Augen leuchteten kurz auf.
"Vielen Dank für Ihren Zuspruch, Sir Charles. Erzählen Sie ihren Landsleuten von unserem Kampf, wenn Sie wieder daheim sind. Wir werden nicht eher Ruhe geben bis die Mexikaner aus den besetzten Gebieten vertrieben sind und diese große Bedrohung von uns allen abgewandt wurde." erklärte Sam
"Wie ist denn die britische Meinung zu diesem Konflikt? Schließlich sind ja auch Ihre Besitzungen hier in Übersee betroffen... machen Sie mobil ? " fragte Sam
"Das will ich meinen das wir mobil machen, dieses elende Pack. Für wen hält sich dieser Mensch überhaupt? Napoleon?", begann Sir Charles loszuwettern, fing sich aber umgehend. "Verzeihen sie meinen Ausbruch ich denke ich bin ihnen da keine große Informationquelle. Man ist hier etwas abgeschnitten. Doch ich bin überzeugt das die Royal Navy noch ein Hühnchen mit dem Kerl zu rupfen hat", meinte er dann.
"Wir werden sehen, was geschehen wird." meinte Sam schließlich
Er trank einen Schluck Tee.
"Wieso kommen Sie ausgerechnet in den Süden, Sir Charles? Gibt es hier denn wieder entsprechende Kundschaft für Sie?... Sie müssen wissen ich war lange nicht mehr hier."
"warum ich in den Süden komme? Nun, im Norden haben wir ja, wie gesagt, schon 2 Kanzelein...also warum nicht auch hier. Und das mit der Kundschaft wird sich zeigen. Ich denke, wo hier alles im Wideraufbau ist, wird es genug für uns zu tun geben was einen rechtlichen Beistand bedarf", erklärte er überzeugt.
Sam schaute auf die Uhr dann wieder Sir Charles an
"Ich hoffe Sie verzeihen, wenn wir jetzt wieder aufbrechen. Einer meiner Männer wartet noch im Bahnhof und wir müssen noch Pferde organisieren..." erklärte Sam und stand auf
"Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Sir Charles." sagte er und reichte dem Briten die Hand
"Es war mir ein Vergnügen sie kennen zu lernen Colonel. Was Pferde oder Kutschen angeht sollten sie es einmal bei Harold Parker, zwei Straßen weiter in der Potomac Avenue versuchen. Dort können sie alles in dieser Art mieten oder kaufen...und bestellen sie einen Gruß von mir", sagte er noch zum Abschied und man brachte die Gäste zur Tür.
"Viel Glück Gentleman und geben sie auf sich acht", meinte Sir Charles noch als ihn die kleine Gruppe verließ.