...Eine Kutsche fuhr im Hof vor und jemand betrat das Haus. Kurz darauf wurden Isabell und Andrew in den großen Speiseraum geführt, wo man gerade das Essen beendet hatte. Die beiden schauten die 4 Soldaten zunächst fassungslos an. Andrew sah schlimm aus. Ein Auge verquollen und den rechten Arm in einer Schlinge. Isabelle rührte sich als erste, sie brach in Tränen der Erleichterung aus und flog quasie in Sams Arme...
Vincent sprang auf und verneigte sich leicht beim Eintreten der Schwester seines Colonels. Sie war eine recht hübsche junge Frau und er schätzte ihr Alter in etwa auf das seinige. Der Mann den sie mitführte schien ein weinerlicher Mensch zu sein. Er sah mitleidserheischend in die Runde und seine Freude über die Anwesenden schien echt zu sein, denn er sah erleichtert aus, wie jemand, der wusste, dass von nun an jemand anderes seine Probleme lösen würde. Vincent lächelte freundlich, doch er begann diesen Mann zu verachten, der es nicht vermochte, seine Ehre zu wahren und denjenigen, der ihm solch Schmach bereitet hatte, zu fordern. Die hübsche Frau an dessen Seite aber musterte er unauffällig und interessiert. Nachdem sie ihren Bruder begrüßt hatte stellte Colonel McAllister seine Begleiter vor und Vincent, aufgrund seines Dienstgrades als erster Genannter, verbeugte sich galant und küsste die zarte Hand der Frau, bevor er es nicht unterlassen konnte, die Hand ihres Mannes zu drücken und ihn mit einem unaufälligen, abwertenden Blick zu strafen.
Cpt. Vincent Scott, CS - Cavalry Adjutant von General Stafford
Auch Dunston bequemte sich aufzustehen und hatte die Situation schnell durchschaut was ein kurzes Grinsen in Scotts Richtung bestätgte. Allerdings begrüßte er die Neuankömmlinge eher freundlich und neutral, ganz seinem Rang angemessen. Unauffällig schob er sich gleich im Anschluß noch ein kleines belegtes Brötchen in den Mund, was er dann glücklich kaute.
Für Dunston war das hier ein Paradies, auch wenn er eine dunkle Ahnung hatte was es mit all dem Prunk auf sich haben konnte, doch die behielt er zunächst für sich, den zum einen stand es ihm nicht zu etwas einfach so zu äußern und zum anderen konnte er sich natürlich irren.
Sam strahlte förmlich als er seine Schwester fest in die Arme schloß. Dieses Mal konnte es sich der Colonel nicht verkneifen und Tränen liefen seine Wange herunter.
Er begrüßte auch seinen Schwager, wenngleich diese Begrüßung auch kühler war. Sam beäugte ihn, aber keineswegs mitleidig.
Während sie alle aßen und seine Schwester ihm nicht mehr von der Seite wich, beobachtete Sam Cpt. Scott, wie dessen Blick stets an Isabelle hängen blieb was ein leichtes Grinsen zur Folge hatte.
Schließlich sah Sam seinem Schwager in die Augen.
"Andrew, nach dem Essen habe ich mit Dir zu reden. Es gibt da einige Dinge, die Du mir erklären wirst... " sagte Sam ernst
Andrews Lächeln verschwand und er zuckte leicht zusammen. "Natürlich, Sam", erwiderte er wie ein geprügelter Hund, wobei er auch fast so aussah. Sams deutlicher Ton bewirkte allerdings, dass Isabelle zu ihrem Mann trat und vorsichtig über seine Stirn strich. "Sei nicht zu streng zu ihm Sam", meinte sie dann zu ihrem Bruder. "Er hat sich sehr bemüht nur gestern war er etwas zu forsch", versuchte sie ihn in Schutz zu nehmen, während die Dienerschaft noch 2 Gedecke auflegte.
Sam sah seine Schwester an und ihr Blick schien ihn erweichen zu lassen.
"Ich habe nicht vor irgendjemanden zu schelten... ich will nur wissen wie es kommt, daß eines unserer Häuser in Richmond nicht mehr in unserem Besitz ist... wie es kommt daß Ihr zwei dafür arbeiten müßt um hier Obdach zu finden... Ich will wissen was schief gegangen ist...und was es kosten wird die ganze Geschichte zu bereinigen..." meinte Sam ruhiger
Sein Schwager ist schon früher mit seinen Geschäften an den Rand des Ruins gekommen. Sam sah nun, daß er es diesmal anscheinend geschafft hatte. Es ging ihm nicht um diesen Mann, als vielmehr um seine kleine Schwester, die diesen Nichtsnutz so sehr liebte, wie Sam seine Frau.
"Was genau macht Jonathan jetzt eigentlich ? Und was für Arbeiten läßt er euch verrichten ?" fragte Sam dann
Andrew straffte sich etwas durch Isabelles Zuspruch und schaute Sam dann doch, wenn auch etwas ängstlich, in die Augen. "Er ist der Kommandeur der Garnison in Richmond. Sein Bein ist wohl kein Hinderungsgrund gewesen, doch er hatte wohl auch alte Kontakte aus dem Norden genutzt", erklärte er.
"Er musste das schon länger vorgehabt haben", fügte Isabelle an. "Kaum waren Vater und Mutter abgereist, hat er es in die Wege geleitet."
"Ich verstehe.... und diese ganzen neuen Möbel und Gemälde...laßt mich raten: die sind mit seinem neuen Kommando auf einmal Stück für Stück ins Haus geflogen? " sagte Sam
"Er hätte bleiben sollen wo er hin gehört... in New York, bei seiner Frau... und nun kommt er in mein Haus und verweigert der Familie Hilfe, läßt seine eigene Schwester arbeiten und dekoriert dieses ehrenvolle Gemäuer mit Beutegut...." fügte er kalt und zornig hinzu
Sam sah seine Schwester an und sofort wurde sein Gesichtsausdruck wieder wärmer und freundlicher.
"Ich denke aber, wir werden diese Probleme alle lösen... "
"Um ehlich zu sein, wir wissen nicht genau wo er die Sachen her hat. Aber Du hast recht, dass es kurz nach seinem Widereintritt angefangen hatte. Um genauer zu sein, direkt nach seiner Beförderung", warf Andrew dann noch ein.
"Als Isabelle ihn darauf angesprochen hatte meinte er nur, das sie das nichts angeht und das es seine Sache wäre was er zum Wohl der Familie tun würde."
Wobei Isabelle aber nichts sagte sondern jetzt wieder nur Augen für ihren Bruder hatte.
Dunston beobachtete das ganze nur und machte sich so seine Gedanken. Ihn würde schon interessieren, warum der Bruder des Colonels seinen Schwager so malträtiert hatte, denn das Personal hier im Haus macht nicht den Eindruck als würde es schlecht behandelt.
Abwartend stand er bei seinem Stuhl und wartete darauf, dass man mit dem Essen fortfahren würde.
"Zum Wohl der Familie?" lachte Sam und legte die Kladde mit den Papieren über die jetzt wieder freien Konten der Familie auf den Tisch
"Das ist zum Wohl der Familie..." meinte Sam und schob es zu Isabelle
"Nicht die Beute, die man aus den Häusern unserer Landsleute schleppt."
Sam lehnte sich in den Stuhl zurück.
"Aber darüber werde ich mich mit ihm unterhalten..."
Sam hatte sich an den Kopf der Tafel gesetzt, auch wenn er so lange nicht daheim gewesen war... es wurde vor dem Krieg alles verteilt und sein Bruder hatte kein Recht hier den Hausherren zu miemen.
Zu seinen Kameraden gewandt.
"Ich bitte diese Situation zu entschuldigen, Gentlemen. Ich bin aber sicher, daß wir alsbald eine Klärung haben werden."
"Sollen wir uns zurückziehen, Sir?", fragte Dunston dann als niemand etwas erwiderte. "Vielleicht wollen sie mit ihrer Familie lieber allein sein?", bemerkte er höflich und hätte sich dafür treten können, denn er müsste das gute Essen zurücklassen.
"Nein nein....wir essen erst einmal und dann werde ich mich mit meiner Familie erst einmal zurückziehen... Sie dürfen sich im Haus und im Garten frei bewegen, fragen Sie einfach einen der Bediensteten, wenn Sie etwas suchen oder benötigen. Es soll Ihnen an nichts fehlen, schließlich sind Sie ja unsere Gäste." sagte er freundlich
Das Essen wurde aufgetragen, ein Gedeck an der anderen Seite der langen Tafel blieb frei, es war für Jonathan.
Sam faltete die Hände zum Gebet.
"Wir danken Dir, oh Herr, für diese Speisen und dafür, daß wir an diesem Abend alle friedlich vereint sind. Herr schütze dieses Haus und die Menschen die darin leben. Amen." endete er
"Einen guten Appetit." wünschte er in die Runde
Für Dunston, Scott und O´Boyle sah Sam zum ersten mal seit langem wieder richtig glücklich aus, auch wenn die Situation hier nicht ganz so war, wie sie sein sollte.
Mit etwas seichteren Gesprächen wurde dann das Essen eingenommen und es fehlte wahrlich an nichts. Wenn man es nicht besser gewusst hätte, so wäre niemend darauf gekommen, dass es je anderes gewesen wäre und das der alte Süden noch immer so war wie vor 61.
Nach dem Essen bugsierten O'Boyle und Dunston den jungen Captain Scott geschickt aus dem Saal und zogen sich zu einem Kartenspiel in einen anderen Salon zurück, wo sie sich gerne weiter mit Whisky und Zigarren bewirten ließen.
Sam zündete sich eine Zigarre an und bot auch Andrew eine an.
"Dann erzählt mir mal was hier los ist. In was für Schwierigkeiten seid Ihr? Wo ist Mary? Was hat Mutter genau? Und warum hat Jonathan Dir das angetan? Und bitte , verschönert nichts und sagt mir die Wahrheit... ich habe genug Leute in der letzten Zeit gehabt die mich angelogen haben. Auch wenn´s schwer fällt." bat Sam seine Schwester und den Schwager aufrichtig