"Aber natürlich und du störst auch nicht", meinte sie mit sanfter Stimme.
"Estelle, wir machen später weiter. Ich komme dann in die Küche", sagte sie mit einem Zwinkern zu der Köchin, die freundlich lächelte und sich entfernte.
"Oh, wie schön. Ein Ball", freute sie sich und klatschte wie ein kleines Mädchen in die Hände.
Dann schaute sie ihren Bruder liebevoll, wenn auch etwas unsicher an..."Was möchtest du denn Sam?", fragte sie daraufhin.
"Vater hat mich von den Geschäften entbunden.... vor seiner Abreise nach Europa. Dementsprechend kann ich euch das Darlehen nicht geben... und Jonathan sperrt sich.... Sag mir, Isabelle... bist Du glücklich mit Andrew ? Liebst Du ihn wirklich noch?" es war Sam unangenehm diese Frage zu stellen, aber er mußte es wissen
"Irgendetwas bedrückt dich doch, und das hat nichts mit mir oder irgendwelchem Geld zu tun.... was ist los? " fragte er dann direkt
Er war lange weg gewesen...aber er kannte seine Schwester und konnte nicht mit ansehen wie sie litt.
Isabelle dachte nach und schwieg kurze Zeit bevor sie ernst antwortet. "Ich denke du irrst dich, denn es ist von allem ein bisschen. Manchmal habe ich solche sentimentalen Momente wo ich mir die Zeiten zurücksehne bevor dieser ganze Wahnsinn begann. Du bist immer noch in Gefahr in einer Schlacht, die bestimmt unweigerlich kommen wird, getötet zu werden...Andrew scheitert bei all seinen gut gemeinten Unternehmungen, Mutter ist krank und die Familie ist nicht mehr ganz das was sie einmal war...da brauche ich mir ja nur Jonathan und dich anzusehen...allein schon an der Uniform erkennt man die Distanz.
Soetwas tut einfach weh, weißt du", endete sie mit einem Seuftzen, aber ohne den Tränen nah zu sein, nahm seine rechte Hand in die ihre und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. "Wird es je wieder so sein wie früher?", endete sie dann leise mit einer Frage und starrte in die sich ausbreitende Nacht...
Vincent verließ erleichtert die kleine Holzhütte und schlenderte zu der Wasserpumpe. Auf dem Rand des kleinen Trogs unterhalb der Pumpe lag ein einfaches Stück Seife und er wuscxh sich die Hände bevor er zurück ins Haus ging. Wieder fiel ihm der enorme Unterschied zwischen der Aussenansicht des Hauses und dem Inventar auf. Geradeso, als ob man Vorbeikommenden etwas verheimlichen wollte. Vor einem Bild blieb er stehen und besah es sich genauer. Es war eine Landschaftszeichnung von dem Geburtshaus George Washingtons in Virginia. Er hatte das Bild schon einmal gesehen und zwar in dem Haus des Bürgermeisters von Richmond. Das war auf einem Wohltätigkeitsball 1863 in dieser Stadt. Er hatte auf einen Vorgesetzten gewartet und in der geräumigen Diele hatte eben dieses Bild gehangen... Es war sehr schön und detailliert gezeichnet. Er konnte sich nicht vorstellen, dass man solch ein Gemälde verkaufen würde. Aber er gestand sich selber ein, kein Kunstkenner zu sein und so bewunderte er das Gemälde weiter und ein Lächeln zog sich über seine Lippen als er die filigran gearbeiteten Gebäude und Menschen betrachtete.
Cpt. Vincent Scott, CS - Cavalry Adjutant von General Stafford
"Ist etwas nicht in Ordnung, Sir?", fragte der alte schwarze Diener, der sich dem Captain genähert hatte und gerade ein Tablett mit Whisky und anderen Getränken in den Salon bringen wollte.
Vincent sah den Farbigen abwertend an. "Alles klar Bob!" sagte er und verließ den Flur um zu den anderen in den Salon zu gehen. All dieses Getuhe, als hätte es die Sklaverei nie gegeben war ihm zuwieder und das wohlgefällige Gehabe der Sklaven passte ihm ebenso wenig. Wurde Zeit, dass sie wieder nach Texas kamen... Doch dann sah er durch ein Fenster den Colonel und seine reizende Schwester und all seine finsteren Gedanken waren wie weggeblasen. Dunston und O'Boyle unterhielten sich angeregt. Vincent wollte nicht dazwischen quatschen und stellte sich vor ein Bücherregal. So tuend, als würde er die Buchrücken studieren, schielte er immer wieder zu Isabell hinüber. Wie hübsch sie doch war und unwillkürlich drängte sich der Gedanken in ihm herauf, sich ihres Ehemannes zu entledigen... Erschrocken über sich selbst wandte er sich von dem Regal ab und kehrte zu den anderen zurück. Der Bob kam mit dem Tablett vorbei und Vincent nahm sich ein Glas dessen Inhalt er in sich hinein stürzte. Es brannte und schien seine Seele zu reinigen. Er hatte noch nie zuvor so empfunden. Es war etwas, was ihn beunruhigte, denn er kannte es nicht und das war für ihn unbefriedigend.
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"Sie ist hübsch nicht wahr?", drang eine Stimme an sein Ohr und es war ihm nicht aufgefallen, dass Jonathan McAllister fast geräuschlos neben ihn getreten war. Leicht amüsiert schaute ihn der Unionsoffizier an und der Blick der klugen und wachen Augen schien bis in seine Seele zu schauen und alles zu ergründen was er dachte.
"Sir?" Vincent drehte sich erschrocken zu dem Bruder seines Colonels um. "Ich verstehe nicht...", log er und nahm den letzten Schluck aus dem Whiskey-Glas. Er traute dem Mann nicht. Seine Art, sein Auftreten, all die Beutestücke. Er fasste einen Entschluss, vor allem um von sich und Isabell abzulenken. "Sir, mir ist ein Bild in ihrer Diele aufgefallen. Es zeigt einen besonderen Landstrich in Virginia und ich habe es damals im Hause des Richmonder Bürgermeisters gesehen." Vincent wusste mit dem Verklingen des letzten Wortes nicht wo er hin wollte aber es war gesagt und jetzt wünschte er, er hätte einfach mit Ja geantwortet. Übertölpelt und wirr im Kopf fügte er dann noch hinzu. "Aber sie haben recht, sie ist eine wahre Südstaatenschönheit." Jetzt erschrak er vor sich selbst und umfasste das Glas so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Ansonsten ließ er sich nichts anmerken. Vincent, dachte er, reiß dich zusammen. Dann lächelte er den Colonel freundlich an und griff nach einem neuen Glas auf dem Tablett, welches Jeremiah gerade vorbei trug.
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Das Lächeln der Unionsoffiziers wurde breiter und er nickte.
"Das Bild...ja, in der tat ein schönes Stück. Der neue Bürgermeister wollte es irgenwo einlagern lassen, doch ich konnte es mit einer Spende an ein Waisenhaus erweben", erwiderte Jonathan trocken bevor der Captain erneut auf Isabelle zu sprechen kam.
Sofort veränderten sich die Züge und Ärger war zu erkennen. "Ja, eine wahre Schönheit und verloren in den Händes dieses...vergeben sie mir...ich vermag es kaum auszudrücken. Dieser Taugenichts, der sich ihr Ehemann schimpft hat nichts, er ist eine leere Hülle, die alles in ihrer Umgebung aufsaugt und vergiftet. Er kann nichts und hat keine Ideale. Er hat weder für den Süden noch für den Norden gekämpft und als er gemustert werden sollte hat er sich für 500 Dollar freigekauft. Doch vergeben sie mir Captain, sie sind hier Gast und ich belästige sie mit solch unschönen Familiendingen und verderbe ihnen die Stimmung", erklärte er dann und machte eine entschuldigende Geste.
Vincent sah vor sich das Gesicht des Ehemannes, wie es weinerlich nach Mitleid suchte. "Sie brauchen sich nicht zurückhalten, Sir. Ich sehe in ihm lediglich eine gebrochene Person mit wenig Rückgrat... Der Mann verdient diese Schönheit gar nicht!" sagte Vincent mit einer schwachen Brutalität in seiner Stimme. "Ich kann diese Menschen, die sich hinter einer wehleidigen Maske verstecken nicht ertragen. Sie winseln vor sich hin und nutzen einen aus und am Ende danken sie es einem, indem sie mit der schönsten Frau abziehen, welche auf ihre Masche hereingefallen ist." Vincent leerte verärgert das Glas und stellte es auf einen kleinen Beistelltisch. "Sie sind doch ihr Bruder, können sie denn da gar nichts erreichen?" fragte er dann Jonathan.
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"Tja, wie recht sie haben Captain. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht versucht hätte, aber ich bin, wie sie ja sehen, das schwarze Schaf der Familie", meinte er leise lachend mit einer Geste auf seine Uniform. "Man hat nicht auf mich gehört, leider , und im Familienrat wurde ich überstimmt, um es einmal so auszudrücken", erklärte er weiter. "Wissen sie, morgen Abend haben sie Gelegenheit diese personifizierte Peinlichkeit kennenzulernen, auch wenn das nicht gerade erstrebenswert ist, doch meine Schwester liebt ihn aus Gründen die niemand, selbst mein Bruder nicht, erklären kann. Vielleicht ist es sein gutes Aussehen, doch das kann ich natürlich nicht beurteilen, denn es ist lediglich ein Kommentar der weiblichen Seite unserer Familie und unserer Bekannten. Lernen sie die beiden kennen Captain. Vielleicht können sie ja etwas erkennen, was uns allen entgangen ist", sagte er dann und bot Vincent eine erlesene Zigarre aus einer hölzernen Schachtel an.
Vincent nahm die angebotene Zigarre, drehte sie in seinen Händen und sog dann den Geruch in seine Nase, bevor er sie sich genüßlich ansteckte. "Das werde ich, Sir. Ob ich allerdings entdecke, was so vielen verborgen blieb ist ungewiss und wahrscheinlich werde ich nur noch mehr Verachtung für ihn empfinden, wenn ich es wüsste." Vincent erschrak und fügte kleinlaut hinzu: "Verzeihen sie meine Offenheit, Sir!" Er verbeugte sich leicht und bedankte sich höflich für die Zigarre bevor er sich zu den zwei Unteroffizieren gesellte, nicht ohne einen verschwörerischen Blick mit Jonathan zu tauschen.
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"Nichts ist mehr wie früher, Belle... und es wird auch nicht mehr so werden." sagte er in gedämpften Tonfall
"Aber es wird wieder alles gut....dessen bin ich mir sicher. So lange es Dir gut geht mit Deiner Ehe und Du glücklich und zufrieden bist... so lange mach Dir keine Gedanken über mich oder Jonathan. Der liebe Gott schützt uns jetzt schon so lange...da wird er es auch noch im großen Finale dieses Irrsinns tun." sagte er überzeugend und zuversichtlich
Er starrte mit seiner Schwester gemeinsam in die Nacht. Wenn Sie ihm noch etwas zu sagen hätte, würde Sie es über kurz oder lang tun, da war er sich sicher.
Zeitsprung auf den nächsten Tag - etwa 13:30 - Kleines Wäldchen an einem Bach - Lichtung
Nach dem Frühstück des nächsten Tages war man aufgebrochen um das von Isabelle geplante Picknick im Kreis von Freunden, Kameraden und Familie in Angriff zu nehmen. Auch Mary war schon früh zurückgekehrt und hatte Stoffe und einige neue Kleider mitgebracht. Ein weiterer neuer Gast war Private Seydlitz von der 13th Virgina mit einer Nachricht für Sam McAllister.
Man hatte sich jetzt an einer kleinen, idyllischen Lichtung direkt an einem Bach niedergelassen, während 2 Bedienstete das Essen vorbereiteten.