Andrew schaute erst verwirrt umher und dann mit ziemlich glasigem Blick zu Vincent. Man erkannte deutlich, dass er schon mehr getrunken hatte als für ihn gut war. Unerwartet wendete er sich zur Gänze um..."Wasch fällät dir ein du...du..Mischtkerl. Erst mein Frau anglotzen und jetsch willschu mich auch noch völlich blamiern?"
Ohne auch nur noch eine Sekunde zu warten drosch Andrew unerwartet und durch Zufall den Überraschungsmoment ausnutzend, mit aller Gewalt auf den verdutzten Captain ein und übersähte ihn dabei mit allen Beschimpfungen die ihm gerade so in seinem umnebelten Zustand einfielen...
Vincent, völlig überrascht von dem plötzlichen Angriff, ging zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Er schmeckte Blut in seinem Mund. Die Umstehenden waren geschockt und die Frauen schrien auf. Dunston und O'Boyle trennten Andrew von Vincent und brachten ihn in einen Nebenraum, gefolgt von Jonathan, Isabelle und Sam McAllister. Captain Stewart kniete sich sofort zu Vincent und überprüfte seinen gesundheitlichen Zustand. "Er ist KO!" stellte er trocken fest und winkte Jeremiah, damit dieser Wasser brachte.
Vincent spürte die kühle Frische des Wassers und kam wieder zu sich. Sein Kiefer und seine Rippen schmerzten. Er setzte sich auf und sah den farbigen Arzt an. Mit der Hand prüfte er seinen Kiefer. Blut lief ihm aus der Nase und aus der Oberlippe. Er spürte wie sein Gesicht anschwoll. Yvonne schlug die Hände vor ihrem Gesicht zusammen. "Ich dachte, jetzt bringt er den Captain um...!!!" schluchzte sie. Vincent nickte dem Arzt dankend zu und stand dann mit wackeligen Beinen auf. "B-Bi-Bitte ent-entschuldigen sie mich, Yvonne. Ich fürchte, ich muss auf den Tanz mit ihnen verzichten...!" Das Sprechen bereitete ihm große Mühe. "Sie sollten sich hinlegen, Captain und sich kühle Tücher auf das Gesicht und den Oberkörper legen, damit die Schwellungen schnell zurück gehen." neschwor ihn der Arzt und Vincent verspürte plötzlich nicht mehr diesen inneren Groll gegen den Mann sondern nickte nur, stützte sich auf die Schulter des farbigen Captains und ließ sich von ihm helfen, in sein Gästezimmer zu kommen. Dort oben fiel er ins Bett und Captain Stewart legte ihm noch feuchte Tücher auf das Gesicht und den nackten Oberkörper, welcher schon jetzt mit großen blauen Flecken übersät war, bevor er sich wieder hinunter in den Ballsaal begab. Vincent lag noch einen Moment wach und fühlte die schlimmen Schmerzen, dann entschlummerte er erschöpft und wenn er wieder aufwachen würde, dann war er wieder etwas gestärkter als jetzt.
Cpt. Vincent Scott, CS - Cavalry Adjutant von General Stafford
Sam schäumte vor Wut, ließ sich aber vor den Gästen nichts anmerken.
Als sie im anderen Raum ware und unter sich, sah Sam in die Runde. Sein BLick blieb auf Andrew haften.
"Als ich Dir sagte, Du sollst deinen Mann stehen und dich ändern.... sagte ich da irgendwas von: sich auf einem Ball prügeln wie ein tollwütiger Hund?" sagte Sam zunächst noch ruhig
Isabelle wollte schon das Wort ergreifen, als sie von einem strengen BLick ihres Bruders ruhig gehalten wurde.
"Was fällt Dir eigentlich ein, unsere Familie dermaßen lächerlich zu machen?! Und schiebe es bloß nicht auf den Alkohol !" jetzt wurde Sam lauter
"Wir können froh sein, daß unsere Eltern nicht da sind..." sagte Sam als er in einen Sessel sackte
'Womit haben wir das nur verdient?' fragte er sích in Gedanken
Aber wer geglaubt hatte Andrew würde jetzt in sein gewohntes Verhaltensmuster zurückfallen hatte sich gründlich geirrt denn er explodierte von neuem durch Alkohol und irgendeinem Wahn getrieben.
"Ich bring den Kerl um und auch jeden anderen der mir im Weg steht...", rief er deutlich klarer als vorher, stieß O'Boyle zur Seite und riß einen Degen von der Wand um sich damit den Weg zur Tür freizukämpfen. So traf er als erstes auf Jonathan, der dieses Mal aber einen Schritt zur Seite machte und dann die Klinge mit seinem Stock routiniert abwehrte, obwohl er einigermaßen überrascht war. Andrew eilte an ihm vorbei und bewegte sich auf die Tür zu, um als nächstes auf Dunston zu treffen, der gerade hereinkam, der Waffe auswich und Andrew mit einem gezielten Faustschlag stoppte, der diesen sofort zu Boden streckte.
Isabelle hingegen lief rot an, aber nicht mehr vor Kummer oder Scham, sondern vor Zorn.
"Es ist genug...", sagte sie athemlos. "Es ist endgültig genug", dann zog sie ihrn Ehering vom Finger, ließ ihn im Vorbeigehn auf Andrew fallen und verließ den Raum um in den Tanzsaal zurückzukehren.
"Öhm...tut mir leid", meinte der Sergeant Major etwas irritiert und zuckte mit den Schultern während er Isabelle den Weg freigab. "Ich äh...wollte nur melden, dass die Gäste nicht gehen werden und sich über die Fortsetzung des Balls freuen würden. Der Major hatte einige Dinge klargestellt und alle werden diesen...Menschen... hier ignorieren. Man will sich den schönen Abend nicht weiter kaputt machen lassen...natürlich nur wenn es recht ist...ich öhm...wollte das nur sagen", meinte er dann, von Andrews Angriff mit dem Degen völlig unbeeindruckt.
"Mit Vergnügen, Sir", erwiderte Dunston und packte den bewusstlosen Andrew am Kragen, nachdem er den Degen ordentlich wieder an seinen Platz gehängt hatte.
Dann entfernte er sich unauffällig durch die Hintertür und verschnürte ihn im Pferdestall, wobei er allerdings darauf achtete, dass seine Uniform keinen Schaden nahm, denn er hatte nur die eine Ausgehuniform und es war ja schließlich ein festlicher Anlass und das Bankett war noch nicht einmal annähernd geplündert.
Doch zunächst ging er erstmal in Scotts Zimmer und setzte sich an sein Bett...
"Aufwachen Junge...", meinte er dann in, für seine Verhältnisse, sehr sanftem Ton.
"Ja, ich lasse ihn dann wegschließen und kümmere mich um alles", erwiderte Jonathan in zwischen nicht mehr so angespannt, denn er war zumindest etwas zufrieden, dass sich Andrew selbst ins Abseits gerückt hatte, ohne das sich jemand die Hände schmutzig machen musste. Doch mit der Verhaftung schien er nicht ganz einverstanden zu sein, machte sich aber erstmal ein paar Gedanken darüber.
Auch war er erleichtert, dass sich die geladenen Offiziere so verständnisvoll gezeigt hatten, denn er war sich sicher, dass nichts von dem Geschehenen dieses Haus verlassen würde.
Im Saal angekommen schien alles in Ordnung zu sein, bis auf die Tasache, dass die Gäste einen gesittetet Applaus für die beiden Brüder übrig hatten und sich bedankten, dass der schöne Abend weiterging. Von Andrew redete niemand mehr und auch Isabelle tanzte ausgibig und schien irgendwie gelöster zu sein.
Mrs. Steward lächelte ihn freundlich vergnügt an. Das Tanzen bereitete ihr sichtlich Freude und sie schien auch wirklich viel Übung darin zu haben, denn sie bewegte sich mit ausgesprochener Eleganz auf dem Tanzparkett.
"Meine Mutter stammt aus New Orleans, wo sie auch meinen Vater kennengelernt hat, als er dort sein Erbe angetrat, doch meine Familie lebt in Washington."
Isabelle schaute ihren Bruder nur kurz an. "Jetzt nicht, Sam...bitte. Der Abend ist zu schön um ihn mit diesem Thema zu verderben", sagte sie dann mit sanfter Stimme und lächelte unsicher. "Lass uns tanzen..."
"Darf ich bitten?" fragte er freundlich und führte seine Schwester zum nächsten Tanz
Die Beiden sprachen nicht viel, sondern genossen den Augenblick.
Sam ging dabei viel durch den Kopf. Er dachte über die Gesamtsituation nach. Seine Rolle zwischen den Stühlen... er war einerseits Offizier der konföderierten Armee, andererseits auch nur ein Mensch mit einer Familie, die ihn hier sicherlich gut brauchen könnte... seine Prioritäten gerieten ein wenig ins Wanken, hatte er das Gefühl. Wäre es vielleicht doch besser gewesen, hätte er Quincannon damals seinen Säbel überreicht ? Hätte er eine Karriere in der Unionsarmee anfangen sollen ? Sollte er es vielleicht noch versuchen?
Egal welche Gedanken er verfolgte...alles schien ihm Wirr und falsch zu sein.
Nach dem Tanz ging er zu den anderen Offizieren und betrachtete den Major, der dereinst die gleiche Uniform trug wie er selbst. Er musterte ihn lange, was seinem Gegenüber sicherlich auch auffiel.