Andrew starrte Sam ängstlich an. "Ich..ich...nein, du hast recht. Ich werde mich bemühen achtsamer zu sein und...und werde mich bemühen Isabelle zu verteidigen...ja, das werde ich. Ich verspreche es dir. Ehrenwort!", sammelte er zunächst, straffe sich dann aber.
"Ich werde soetwas nicht mehr dulden, genau!", endete er und machte einen entschlossenen Eindruck.
Sam sah Andrew mit einem durchdringenden Blick in die Augen.
"Ich komme im Januar wieder her... und wenn sich bis dahin nichts gebessert hat, nehme ich Dich mit nach Texas... Du kannst Dir die Farbe der Uniform aussuchen...aber Du wirst mitkommen und lernen Deinen Mann zu stehen." sagte Sam ernst und es klang in Andrews Ohren sicherlich bedrohlich
"Also solltest Du zu Gott beten, daß Du Dich an dein Wort gebunden fühlst und Dich änderst.... oder aber daß mich vorher jemand tötet." fügte er hinzu
Sam wandte sich um und ging wieder zurück zu den anderen. Er hatte seinen Standpunkt deutlich gemacht und meinte es ernst, daran bestand kein Zweifel.
Als sie weider am Picknickplatz waren, wartete Sam ab. Andrew müßte jetzt eigentlich die fällige Entschuldigung einfordern.
Doch Adrew hatte die Situation etwas anders verstanden, denn er wollte sich die Peinlichkeit ersparen, nach dem Gespräch mit seinem Schwager plötzlich den Captain zu maßregeln. Er nahm sich aber vor dies bei nächster Gelegnheit zu tun und immerhin würde der Captain ja schließlich zu ihm kommen müssen... Außerdem musste er ersteinmal mit dem Gedanken klarkommen, dass Sam ihn in eine Uniform zwingen wollte, wenn er sich noch einmal soetwas erlauben würde und das war zuviel auf einmal.
Jonathan ergriff das Wort, da er wohl den beiden jungen Frauen die Erklärung abnehmen wollte. "Sie hat ein Lungenleiden. Der Doktor sagte, dass dererlei Fälle in Europa eine bessere Heilungschance hätten, weil man dort damit mehr Erfahrung hat. Und er hat sich nicht geirrt. Vater schrieb in seinem letzten Brief, dass es ihr schon sehr viel besser geht. Die Ärzte dort sagen wohl, dass sie vielleicht in 2-3 Monaten wieder die Heimreise antreten kann und geheilt ist. Sie sollte aber mindestens alle 2 Jahre einige Zeit dort am Meer verbringen. Es hat wohl irgendetwas mit der Luft dort zu tun...na ja, zum Glück können wir uns diese Reisen ja leisten", erklärte er und reichte Jeremiah seinen leeren Teller.
"Es wäre schön, wenn ich sie im Januar sehen würde... Ich beabsichtige nach Weihnachten noch einmal zu kommen... nach dem Ball in Mason." sagte Sam
"Wir werden sehen." fuhr er lächelnd fort
Er schaute auf die Uhr.
Sam hatte sich gestern den Schlüssel zur Familienkrypta, welche auf den Ländereien ist, geben lassen. Er war bisher noch nicht bei seiner Frau und seiner Tochter gewesen... es wurde langsam Zeit. Unweigerlich dachte er an die Geschehnisse in Anderson´s Haus und an die Chance, die er hatte ins Feuer werfen lassen. 'Zum Pfarrer muß ich noch gehen' dachte er sich, als ihm die Pläne von Dr. Grant, dem Gouverneur und ihm in den Sinn kamen.
So ging der, trotz allen kleinen Widernissen, schöne Nachmittag zu Ende und man kehrte zum Anwesen zurück. Dort liefen bereits die Vorbereitungen für den Ball und die entsprechenden Räumlichkeiten waren äusserst prächtig hergerichtet. Das Haus war durchzogen von verschiedensten Gerüchen, die trotz größter Umsicht aus der Küche drangen. Und wieder kam der Endruck auf, als hätte es die letzten 10 Jahre nicht gegeben, denn das Innere des Hauses zeigte sich in seiner ganzen Pracht. Überall standen große Leuchter und die Dienerschaft war in der besten Garderobe gekleidet...
...so verging die Zeit und schon bald trafen die Gäste ein. Um dem geneigten Leser einen Überblick zu verschaffen folgt hier eine kleine Liste:
- Major Gerald Thorn - stellv. Garnisonskommandeur, nebst seiner Gattin Elisabeth und seinen bezaubernden Töchtern Susan (19) und Amy (17) - Captain Benjamin Stone - Distriktquartiermeister, nebst Gattin und seiner schüchternen Tochter Yvonne (20) - Captain (MD) Washington Steward (Farbiger) - leitender Garnisonsarzt, nebst seiner Gattin Jessica, einer bezaubernden Dame (28) mit kreolischem Einschlag - 1st Lieutenant Beaufort Gates - Artillerieoffizier, nebst seiner Schwester Isabo (26) - 1st Lieutenant Julie Deveraux - Kavallerieoffizier und eigentlich auf dem Weg nach New York (32) - 2nd Lieutenant Edward Thompson - Adjutant von Jonathan, nebst seiner Verlobten Grace O'Rouke, einer bezaubernden rothaarigen Irin (22)
...nun war es an Sam und Jonathan die Gäste zu begrüßen...
Sam stand in seiner Ausgehuniform da, die Stiefel auf Hochglanz poliert, ebenso sein Orden und sein Säbel.
Er begrüßte die Gäste höflich und respektvoll, machte den Damen Komplimente und lächelte stets.
Zumindest tat er das so lange, bis Cpt. Steward die Empfangshalle betrat. Er warf Jonathan einen Blick zu, dieser konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, dann weiter zu Scott. Der Blick an den konföderierten Captain war anmahnend... Sam befürchtete Ärger.
Als Captain Steward zu McAllister kam trafen sich die Blicke der beiden.
"Es ist mir eine Ehre Sie und Ihre bezaubernde Gattin in meinem Hause willkommen heißen zu dürfen, Captain." sagte er freundlich und reichte dem Boy die Hand.
Danach begrüßte Sam die Frau des Captains galant mit Handkuß.
Captain (MD) Washington Steward - Union Medical Department
Der Arzt war ein guter Menschenkenner und Sam hatte den Eindruck, als würde er in seinen Augen lesen. "Wir haben für die Einladung zu danken, Colonel", erwiderte er höflich, klar und ohne Akzent mit förmlicher Freundlichkeit und lächelte etwas. Auch Washington war kein reinrassiger Schwarzer und teilte das Schicksal mit vielen anderen die waren wie er und zwischen zwei Welten standen, in keiner wirklich anerkannt, doch er hatte seinen Weg gemacht.
Die Begrüßung durch Jonathan war allerdings sehr herzlich und die beiden wechselten noch einige Worte. Auch der Lt. Colonel bedachte die Frau des Arztes mit einem Handkuss.
Sam meinte absolut ernst was er sagte. Er beobachtete Scott´s Reaktion und betete dafür, daß es keinen Zwischenfall geben wird.
Einige Bedienstete brachte Getränke zur Begrüßung und McAllister erhob sein Glas in die Runde.
"Ladies und Gentlemen, nochmals herzlich willkommen auf Allister´s Garden und meinen Dank, daß Sie der Einladung so zahlreich gefolgt sind! Trinken wir auf einen schönen und friedlichen Abend ! Cheers !" sprach er und prostete in die Runde
Vincent, in Gesellschaft von Susan, Amy und Yvonne, erzählte gerade eine heitere Geschichte aus den noch glücklichen Tagen in den NKS als die Stewarts den Raum betraten. Er nahm McAllisters Blick wahr und wandte sich wieder seinen kichernden Zuhörerinnen zu, wobei er es aber nicht unterließ, für einen kurzen Moment zu Belle hinüber zu schielen. Nur schwer konnte er es aushalten, nicht gleichzeitig auf Andrew und den Bob-Offizier loszugehen. Nur die Gegenwart der jungen Damen hielt ihn davon ab. Vincent, ebenfalls in seine beste Uniform gekleidet, umgarnte die jungen Frauen mit seinen Heldengeschichten und der nicht weit entfernt stehende Dunston rollte schon mit den Augen, während er sich von Jeremiah ein Tablett mit Häppchen bringen ließ. Dann wurde der Toast ausgesprochen und sie prosteten sich alle zu. Vincent bemerkte das Wort "friedlich" in der Ansprache des Colonels und war innerlich aufgewühlter denn je. Er wollte nun so schnell wie möglich diesen Abend hinter sich bringen und in diesem Moment schwankte seine Stimmung um. Selbst beim ersten Tanz mit Amy, fiel dieser auf, dass er ernster geworden war. Als sie ihn darauf ansprach, zwang er sich zu einem freundlichen Lächeln und überspielte alles mit einem kleinen Scherz der sie zum Kichern brachte. Beinahe wären sie mit den tanzenden Stewarts zusammengestoßen und Vincent knurrte fast unhörbar: "Paß doch auf du dummer..." Er brach ab als er merkte, dass Amy ihn fragend an sah. "Was haben sie gefragt?", sah sie ihn erwartungsvoll an. "Wie sie es nur schaffen, so bezaubernd auszusehen!" und in Gedanken fügte er hinzu: Bei den häßlichen Eltern... und musste darüber Lächeln. Vergnügt beendeten sie den ersten Tanz und Amy schien glücklich und sehr enttäuscht, als er sie bei ihren Eltern abgab um dann den nächsten Tanz mit Yvonne zu tanzen. Die unglückliche Szene während des Tanzes schien schon vergessen, da steuerte Vincent den Tisch mit der Bowle an, wo Captain Steward seiner Frau gerade eine Tasse einschenkte.
Cpt. Vincent Scott, CS - Cavalry Adjutant von General Stafford
...doch Captain Steward sah die herannahende Gefahr kommen und bewegte sich mit seiner Frau gekonnt zur Seite. Allerdings konnte er nicht verhindern das an seiner Stelle Andrew direkt in die Bahn von Captain Scott lief, der an diesem Abend bestimmt zum fünfzehnten Male sein Glas füllte...sei es mit Whisky, Bowle oder Wein...
Vincent, der beide Hände mit Bowlegläsern belegt hatte, rempelte, diesmal wirklich unbeabsichtigt gegen den ungestüm vortretenden Andrew und ein Glas fiel ihm aus der Hand. "Pass doch auf du..." zischte er leise, damit er die anderen nicht störte.
Cpt. Vincent Scott, CS - Cavalry Adjutant von General Stafford