Rosa kicherte. "Tequila klingt gut. Wenn es den Herrn nicht stört, dass ich mich fühle, als hätte ich in einem Sumpf übernachtet. Wenn mein Vater mich so sehen könnte - oh je." Sie setzte sich ans Feuer und griff nach dem Flachmann. "Ich hoffe nur, Pedro verarbeitet mich nicht zu Chili."
"Na ja, ich will mal nicht so sein", sagte Joe mit einem frechen Grinsen im Gesicht,"Ehrlich,ich bin heilfroh, wenn ich aus diesen Klamotten herauskomme und endlich mal wieder vernünftig baden kann." Er zündete zwei Zigaretten an und reichte eine an Rosa.
"Dein Vater muss das Ganze ja nicht erfahren. Ich hoffe nur, daß Logan dichthält, sonst mache ich mir ernsthaft Sorgen um meine Cojones. Aber wahrscheinlich würde dein Vater dich gar nicht erkennen. Um Pedro würde ich mir keine Sorgen machen. Der würde dir nie etwas zuleide tun. So grobschlächtig er aussieht, so sanftmütig ist er, wenn man ihn besser kennt. Was hältst du davon, wenn wir ihm als Entschädigung eine Gehaltserhöhung anbieten?"
"Du sprichst mir aus der Seele", antwortete Rosa und zog an der Zigarette. "Die Gehaltserhöhung ist eine gute Idee, schließlich habe ich ihm Schlafmittel ins Chili gemischt. Und in den Tequila. Ich habe gedacht, das wirkt nie." Leise kichernd blickte sie einen Moment ins Feuer. "Logan wird schon nichts sagen. Vater könnte ihn dafür verantwortlich machen, dass er mich nicht zurückgeschickt hat. Außerdem sollte ihm an Zusammenarbeit gelegen sein, wenn er seine Pferdezucht eröffnet."
"Wieviel hast du denn hineingemischt?", fragte Smoky und zog genussvoll an der Zigarette, "Da war doch bestimmt eine Menge nötig, die für eine Herde Büffel gereicht hätte. Was hältst du eigentlich von Logan?"
"Keine Angst, nur so viel, bis er eingeschlafen war. Ich kenne mich aus, zuviel war es nicht. Und ja, ich habe ziemlich viel gebraucht." Rosa warf den Rest der Zigarette ins Feuer. "Logan. Hm, ich denke, er ist loyal mir und der Familie gegenüber. Er hat sich immer in meiner Nähe aufgehalten. Warum fragst Du?"
"Ich habe da so ein Gefühl im Bauch. Aber das bringt bestimmt meine bisherige Arbeit mit sich. Da lernst du, vorsichtig und misstrauisch zu sein.", sagte Smoky, "Wie lange arbeitet er denn schon für euch?"
Rosa runzelte die Stirn. "Wie lange er schon für meinen Vater arbeitet? Ich bin nicht sicher, auf jeden Fall noch nicht so lange, wie wir verheiratet sind. Zwei Jahre vielleicht? Meinst Du, er führt etwas im Schilde? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube einfach, dass Du diese Arbeit schon zu lange machst und jedem gegenüber misstrauisch bist."
"Du hast ja recht. Irgendwann wird man echt paranoid.", sagte Smoky beruhigend," Aber um über etwas sehr Angenehmes zu sprechen. Was möchtest du denn in New Orleans gerne machen. Ich habe nämlich vor, dich ein bißchen zu verwöhnen."
"Das klingt schon besser. Hm, New Orleans - ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich mir das ein oder andere neue Kleid zulegen?" Rosa zuckte die Schultern. "Eigentlich ist es so gut, wie es ist. Lass uns einfach die Gegend dort ansehen, und vielleicht Miss Delacroix besuchen."
"Es soll da ziemlich wild zugehen.", sagte Smoky mit einem leicht teuflischen Grinsen, "Spielhöllen, aufregende Etablissements. Das weiß ich allerdings alles nur aus Berichten." Er nahm noch einen Schluck aus dem Flachmann, nicht ohne ihn vorher seiner Frau anzubieten. Es tat so gut, sie jetzt in seiner Nähe zu wissen. Wenn er recht so überlegte, war er ziemlich dumm gewesen, sie so oft alleine zu lassen.
Rosa hob eine Augenbraue und nahm einen Schluck "Medizin", wie Mr Carrigan solcherlei Getränk immer so passend nannte. "Soso, nur aus Berichten. Mir scheint, Du willst mich verderben. Was soll nur mein Vater davon denken? Andererseits gibt es dort vielleicht gute Anregungen, was die Cantina betrifft. Die Küche dort soll interessant sein."
Jetzt wurde Smokys Grinsen noch breiter. "Ich käme doch nie auf den Gedanken, dich zu verderben. Was denkst du denn von mir? Nein im Ernst. es soll eine sehr lebendige und aufregende Stadt mit einer einzigartigen Atmosphäre sein. Und das möchte ich nur mit dir zusammen erleben. Und ich habe sicher nicht vor, mit dir in gewisse Etablissements zugehen. Ich dachte da eher an elegante Restaurants oder auch mal ein Casino. Und dein Vater hat, denke ich, nichts dagegen. Soweit ich gehört habe, ist dort die französische Küche sehr weit verbreitet. "
Nun musste Rosa doch leise lachen. Sie wusste schon, warum sie darauf bestanden hatte, einen Gringo zu heiraten. "Das klingt doch schon ganz anders. Lass uns erst einmal heimkommen und vielleicht noch jemanden für die Cantina einstellen. Wir sollten uns auch überlegen, ob unsere andere Geschäftsidee durchführbar ist. Und Du wolltest mir noch einige Dinge beibringen." Rosa musste bei sich zugeben, dass sie das Abenteuer genoss, auch wenn dies sich nicht für eine mexikanische Dona schickte. "Und Joe - es tut mir leid, dass ich Dir einfach hinterhergereist bin. Ich habe gemerkt, dass meine Anwesenheit auch für Dich hätte gefährlich werden können. Deshalb wollte ich eigentlich nicht, dass Du es bemerkst. Zu glauben, dass Du mich nicht erkennst, war allerdings ein wenig... kurzsichtig."
"Da hast du recht. Wenn wir zuhause sind, sollten wir uns erstmal erholen,unsere Verletzungen auskurieren und die Cantina wieder auf Vordermann bringen." Smoky Joe fuhr sich über das Gesicht und spürte die gerade verheilten Schnitte, die die Granatsplitter verursacht hatten. "Klar war ich erst mal geschockt, als du plötzlich vor mir gestanden hast. Aber ich muß sagen, du hast dich prima geschlagen und letztendlich war es doch ganz gut, dass du da warst. Du hast mir die Kraft gegeben, das Ganze durchzustehen. Übrigens habe ich dich an deiner Art erkannt, dich zu bewegen. Ich bringe dir gerne auch noch ein paar Kniffe bei. Was du auf alle Fälle lernen musst, ist, mit einem Revolver umzugehen."
"Hm. Dabei hatte ich mich bemüht, nicht zu gehen wie eine Frau; Du bist wirklich gut im Beobachten. Und ja, ich sollte lernen, mit Revolvern umzugehen. Die Flinte ist zu umständlich, wenn sie auch mit Sicherheit einige Vorteile bietet. So, ich denke, ich begebe mich ins Bett, oder was hier das Bett ersetzt", erwiderte Rosa mit einem Augenrollen. "Morgen wird es sicherlich nicht weniger anstrengend als heute."