Sam stand auf und musterte die Frau während er ihre Hand nahm und ihr einen Handkuß gab.

"Guten Morgen, Madame. Sagen Sie, ist es derzeit Mode, daß die wohlhabenden Frauen aus dem Süden zur Krankenschwester werden ?" fragte Sam direkt und recht hart

Er schwieg kurz.

"Naja...willkommen in Fort Hood!" sagte er dann versöhnlicher

"Da Mrs Lacy ja auch da ist, werden sich die Damen sicherlich nicht langweilen." fügte er grinsend hinzu

„Ich bin froh das ich bei ihnen lernen darf, Miss Roquefort!“

Madeline gab dem General die Hand zur Begrüßung und war erstaunt das dieser trotz der Kriege, die er durchlebt hatte nicht die Etikette vergessen hatte. Zumindest glaubte sie das, bis er sie hart anfuhr.

„Nun, Sir ich weiß nicht ob es im Moment Mode geworden ist, aber ich für meinen Teil möchte mich gerne nützlich machen und meinem Land dienen. Da ich nicht an der Waffe tauge, will ich wenigstens fürs leiblich Wohl sorgen können.“

Sie streckte sich als sie ihm ebenso forsch antwortete, wie es sein Ton zuvor auch war.

Offensichtlich war ihm aufgefallen, dass er sich dezent im Ton vergriffen hatte. Sein Willkommensgruß war schon versöhnlicher.

„Mrs. Lacy ist hier? Charlotte Lacy? Das kann doch nicht wahr sein!“ Miss Higginbottom Stimmungslage hob sich schlagartig. Sie würde Charlotte wieder sehen. Wie viel hatten sie sich zu erzählen; nun war ja genügend Gelegenheit da, ohne das man auf einen langen und ungewissen Postweg hoffen musste. Schon jetzt war ihr klar dass sie eine gute Entscheidung getroffen hatte.

Alle Gedanken an Hunger, Durst oder Müdigkeit waren verflogen, obwohl der Hospital Steward ihr Gelegenheit dazu bot. Sie hoffte trotzdem auf eine angenehme Unterkunft, schließlich war ihr ja nicht klar wie lange sie hier bleiben würde.

Claudine fühlte sich bei Mrs Higginbottoms verstecktem Lob unwohl. Sie war ein guter Steward, dass wusste sie, aber dennoch fühlte sie sich manchmal sehr unsicher und mit ihren Fähigkeiten und Kentnissen meilenweit von einem wirklich guten Steward geschweige denn einer Ärztin entfernt.

Sie beobachtete den Ablauf von General Mc Allisters Begrüßung. Guter Konter, dachte sie sich. Die Spannung die sich in Madelines Haltung aufbaute und die offensichtliche Freude bei der Nennung von Mrs. Lacys Namen entgingen ihr nicht.

Sam grinste.

"Ja... Charlotte Lacy."

Er sah Roquefort an, wie sie da leicht schmunzelnd stand.

"Steward, packen Sie mir bitte ein paar Bandagen in eine Tasche, vielleicht noch etwas zum desinfizieren. Ich schicke nachher jemanden der es abholt...." meinte Sam freundlich

"Wie gesagt...wir werden ungefähr 2 Wochen unterwegs sein, vielleicht länger... ich erwarte nicht, daß etwas passiert, aber man weiß ja nie." fügte er hinzu

Dann wieder an Madeline.

"Und wenn Sie mir den Rat gestatten: erwarten Sie hier nicht so behandelt zu werden, wie daheim. Hier ist Krieg und Sie sind ein Teil dieser Streitmacht... und der Wert für ein Menschenleben liegt in Höhe des Preises für eine Kugel. Also bitte versuchen Sie im Ernstfall keine Heldentaten und halten Sie Charlotte zurück, wenn es geht."

Er lächelte freundlich und bot Madeleine seinen Stuhl an.

Claudine sah Mc Allister fragend an. "Hospital Steward Mc Bride wird sie doch sischerlisch begleiten, Sir?" Für Sam war es offensichtlich, dass ihr noch eine weitere, sicherlich neckende Bemerkung auf der Zunge lag und wären sie jetzt unter sich oder nur in Anwesenheit von "alten" Bekannten gewesen, hätte sie den Komentar auch ausgesprochen. Aber so blieb sie stumm.

"Nein. Ich reite mit einigen Offizieren los, außerdem ist er ein schlechter Reiter... typischer Infanteris halt." grinste Sam

"Machen Sie sich mal keine Sorgen. Hier stehen soviele graue Regimenter... da traut sich kein Mexikaner rüber." fügte er hinzu

"Um die Sischerheit hier mache isch mir keine Sorgen Sir, aber wollen sie wirklisch ohne jeglisches medizinisch geschultes Personal reiten?", fragte sie leise und Sam konnte sehen, dass ihr dieser Gedanke nicht sehr behagte.

Sam sah Claudine in die Augen.

"Eigentlich schon.... fernab von Nadeln und Spritzen, Nähzeug und brennenden Desinfektionsmitteln...ist ja quasi wie Urlaub." meinte er grinsend

"Aber wenn es Sie beruhigt, nehmen wir Colonel Rush mit." fügte er nachdenklich hinzu

Claudine senkte ihren Blick. "Es liegt mir fern, ihnen vor zu schreiben, was sie machen sollen Sir." Dann sah sie ihn wieder an und sagte erleichtert: "Isch denke Colonel Rush ist eine wirklisch gute Idee Sir."

Schließlich wendete sie sich an Madeline: "Das wäre für sie eine gute Gelegenheit zu sehen, was in eine Feldausstattung an Material gehört." Sie zögerte kurz bevor sie weiter sprach: "Aber isch denke, wir werden noch später genügend Gelegenheiten hierfür haben. Sie können sisch also wirklisch erst in Ruhe frisch machen, etwas essen und trinken und anschließend melden sie sisch dann bei mir oder Hospital Steward Mc Bride im Lazarett, Mam." Sie sah Madeline freundlich an.

Madeline nahm das Angebot des dargebotenen Stuhls wahr. Der Höflichkeit halber. Gesessen hatte sie nun lange genug.
„Keine Sorge, Sir! Ich erwarte nicht dass ich anders behandelt werde als alle anderen hier im Fort. Dieser Krieg hat auch mir schon einiges abverlangt und von dem Krieg zuvor möchte ich gar nicht erst anfangen. Natürlich werde ich mir die größte Mühe geben auf Charlotte aufzupassen, wenn ihnen soviel daran gelegen ist.“

Während Steward Roquefort und General McAllister sich unterhielten schwieg Madeline und lies ihren Blick im Raum schweifen. Dies würde zunächst ihr Zuhause sein, da wollte sie sich schnell zurechtfinden können.

„Wenn es wirklich möglich ist, dann richte ich mich gerne häuslich ein und stehe nach einer kleinen Mahlzeit ihnen gern zur Verfügung. Ich brenne darauf alles zu erlernen und mich nützlich zu machen!“

Sie stand auf und sah sich noch einmal um.
„Wo war doch gleich mein Quartier?“ fragte sie in die kleine Runde ohne einen von den beiden direkt anzusprechen.

"Ce n'est pas un problème, Mrs Higginbottom. Nehmen sie sisch ruhig die Zeit, die sie benötigen. Ihr Zimmer ist das Zweite im neugebauten Lazarettbereisch." Sie deutete die Richtung mit einer Hand an. "Erwarten sie nischt zuviel. Es ist klein, sauber und es hat eine rischtige Tür, die man hinter sisch schließen kann." Sagte sie mit einem Lächeln. Die Art und Weise, wie Claudine den letzten Satzteil betonte ließ deutlich werden, wie wichtig dieses Detail war oder auch sein konnte.

"Wenn sie dann etwas gegessen und getrunken haben, kommen sie einfach zum Lazarett. Isch werde dort auch gleich hin gehen, wenn isch mit meinem Tee fertig bin." Sie blickte zu Mc Allister und fragte mit einem leichten Grinsen: "Solange wird ihre persönlische Schutzausrüstung bestimmt noch warten können, Sir?"

Sam lachte und holte seinen Rosenkranz aus der Westentasche.

"Das ist meine persönliche Schutzausrüstung." meinte er

"Mehr braucht man nicht um zu überleben. Hilft gegen Alles." fuhr er fort

Unweigerlich dachte er an die Geschehnisse in Anderson´s Haus vor etwa einem Jahr und ein Schauder lief ihm über den Rücken, als er an das Buch dachte und geradezu spürte wie es ihn anzog.
Er schien kurzzeitig abwesend zu sein, so leer wie sein Blick war.

"D'accord, soll das bedeuten, sie möschten das isch ihnen beim nächsten Mal das Einschußloch mit ihrem Rosenkranz stopfe, Sir?", sie schmunzelte bei ihrer Frage. Dann bemerkte sie Sams Abwesenheit. "Alles in Ordnung, General?" Sie sah ihn fragend an.

Sam wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah Claudine an.

"Wie bitte?"

Dann lächelte er freundlich.

"Ähm... ja... alles in Ordnung." sagte er ruhig und packte den Rosenkranz wieder weg

"Haben Sie schon gefrühstückt ?"

"Oui, schon vor einer guten Stunde Sir.", antwortete Claudine auf Sams Frage und trank einen Schluck Tee. "Soll isch ihnen die gewünschten Dinge in ihr Büro bringen oder gleisch Colonel Rush geben?", fragte sie ihn.