Lizzy sah Higgins in den Saal kommen und begann augenblicklich zu strahlen. Sie zwinkerte ihm zu und deutete verstohlen auf den freien Platz neben ihr.
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
Claudine schrak kurz zusammen, als die Tür im Eingangsbereich zuknallte, beruhigte sich aber schnell wieder, als sie den Soldaten durch den Raum eilen sah. Hoffentlisch sind es gute Nachrichten, die er bringt, dachte sie bei sich. Sie ging zu der kleinen Versammlung und sagte lächelnd: "Mesdames, Monsieurs, auch wenn meine Gesellschaft bedeutet, dass für sie weniger übrig bleibt, darf isch misch doch sischerlisch zu ihnen gesellen." Dann suchte sie sich auch einen Stuhl und setzte sich mit an den bereits gut belagerten Tisch.
Higgins nickte unmerklich zurück, bediente sich selbst an Kuchen und Kaffee, und setzte sich neben Lizzy. "Der Kuchen duftet ja köstlich!" rief er aus und steckte sich einen Happen in den Mund.
"Um ehrlich zu sein" flüsterte er verschwörerisch zurück "bin ich zehn Minuten vor Ende der Wache reingekommen" und grinste. "Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Wusstest du, daß mein Posten genau im Luftzug liegt, der aus der Küche kommt?" Mit einem Grinsen aß er ein weiteres Stück.
Wesley half Miss Ashbury ein wenig und nahm sich vor auf sie zu achten. Er trank langsam seinen Kaffee und beobachtete ruhig die Vorkommnisse. Er fragte sich was der Serg. wohl wollte, traute sich aber nicht zu fragen, man teilte ihm ja eh nichts mit. Dabei fiel im ein, wo waren Pete und der Captain eigentlich? Letzteres interessierte ihn hauptsächlich aus dem Grund ihm aus dem Weg zu gehen. Außerdem beobachte Wes gespannt Higgins und Miss O'Neal, hatte er Higgins doch ins Gewissen geredet sie zu heiraten bevor dieser Krieg hier vorbei ist und es nicht auf die lange Bank zu schieben. Er schloss kurz die Augen und sah gleich Schwester Vivien vor seinem inneren Auge. Ruckartig öffnete er sie wieder, Baker konnte den Gedanken nicht ertragen sie vielleicht nicht wieder zu sehen oder in den Armen eines anderen Mannes, aber daran musste er sich wohl gewöhnen, wenn er ehrlich war ist die Chance, dass er sie wiedersieht gleich null.
Als Miss Lacy wiederkam stand Wes auf und rückte ihr den Stuhl zurecht. Dann setzte er sich wieder und lächelte müde in die Runde.
Private Wesley Baker 2nd US Cav. A-Cy, 1st Platoon
Lizzy verschluckte sich beinahe an einem Stückchen Apfelkuchen, hustete verstohlen und sah Higgins erschrocken an.
Dann flüsterte sie ebenso leise, wie er zuvor: "Du hast was getan? Deinen Posten verlassen wegen dem Duft von frischgebackenem Kuchen? Oh nein, wenn Du Ärger bekommst, dann nur wegen mir. Ich könnte es nicht ertragen..."
Lizzy brach mitten im Satz ab und schluckte schwer, sie war wieder für einen kurzen Moment in Laredo an dem Nachmittag vor einer Ewigkeit, wie es ihr vorkam, als Meggie und sie die Peitschenhiebe aus dem Lager bis in die Küche knallen gehört hatten. Lizzy wurde blass um die Nase.
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
"Danke, Ma'am, nein, ich möchte nichts", antwortete die Rangerin und seufzte. Ihr taten alle Knochen weh und verlor sich wieder in den Gedankengängen darüber, ob der Job der richtige war - wie schon seit 15 Jahren. Als der Bote an ihnen vorbeirannte und Ms. Lacy einmal zum General ging und zurück, riss sie sich wieder zusammen. "Ms. Lacy, was fr eine Nachricht hat denn der Bote gebracht? Konnten Sie etwas herausfinden?"
Julie hatte dem Boten nachdenklich hinterher gesehen. Für ihren Geschmack hatte er es ein wenig zu eilig gehabt, als dass es gute Nachrichten gewesen sein konnten, die er da brachte.
Als sie Miss Ashburys Frage hörte, sah sie Miss Lacy gespannt an, ohne jedoch etwas zu sagen.
"Es wird schon nichts passieren." flüsterte Higgins zurück. "Momentan sind alle viel zu beschäftigt, um die paar Minuten zu bemerken. Außerdem könnte dieser Kuchen sogar den General von seinem Reißbrett wegholen." kicherte er leise.
Lizzy riss sich zusammen und schüttelte die bösen Erinnerungen ab. Wie immer konnte sie Higgins Lächeln nicht wirklich widerstehen und entspannte sich zusehens.
"Möchtest Du noch ein Stück?", fragte sie ihn erfreut über sein Kompliment.
Dann erinnerte sie sich an den Rest des Tisches, sah ein wenig schuldbewußt hoch und räusperte sich:
"Möchte eine der Damen noch ein Stückchen Kuchen, Sie Mr. Baker?"
--------------------------------------- Gott schließt nie eine Tür, ohne eine andere zu öffnen. (Irisches Sprichwort)
Als Lizzy fragte, ob noch jemand von den Damen ein weiteres Stück Kuchen wollte, lehnte Claudine dankend ab. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und betrachtete ruhig und aufmerksam die Runde. Miss Lacy kam ihr sehr viel gefasster vor als vorhin, nachdem sie zum ersten Mal aus Mc Allisters Büro gekommen war. Die zarten Bande zwischen Lizzy und Private Higgings erfreuten Claudine sehr und um so glücklicher war sie, dass Grant und Mc Bride Higgings erfolgreich wieder zusammen geflickt hatten. Lieutenant Deveraux sah müde und erschöpft, aber auch zufrieden aus, wie sie so ihren Kuchen aß. Miss Ashbury war zwar noch etwas fahl im Gesicht, aber auch das würde sich mit der Zeit legen. Private Baker wirkte müde und abgekämpft. Bei den Gedanken an seine schwere Operation in der Nacht lief ihr ein Kälteschauer über den Rücken. Es war knapp gewesen, sehr knapp. Aber Gott hatte seine schützende Hand über sie alle gehalten und bis auf einige mehr oder weniger schwere Blessuren, waren sie alle wohl auf.
Claudines Gedanken schweiften ab. Von der illusteren Runde hier, zu ihrer Schwester und ihrem Bruder. Hatten sie sich auch zum Armeedienst gemeldet und waren jetzt einer von vielen Soldaten/Schwestern, die vielleicht in diesem Krieg ihr Leben lassen würden. Was wenn sie schwer verletzt auf einen weniger fähigen Arzt trafen? Bei dem Gedanken, dass ihre Geschwister oder ihre Eltern vielleicht schon tot sein könnten, musste sie schwer schlucken. Die Möglichkeit stimmte sie traurig. Sie hatte schon lange nichts mehr von ihrer Familie gehört. Waren ihre Briefe überhaupt angekommen? Lebte die Familie überhaupt noch in New Orleans, oder waren sie bereits vor dem Krieg geflohen.
„Nein Ma’am, danke. Ich bin so der Kuchenesser, auch wenn ich zugeben muss, dass er sehr verführerisch duftet.“
„Wo haben Sie eigentlich so gut backen und kochen gelernt Ma’am. Ihr Künste sind durchaus mit denen von Miss Cathy vergleichbar, und die sind unter uns Soldaten legendär.“
Er umschloss mit der ganzen Hand den Kaffeebecher und nahm dann einen tiefen verträumten Schluck.
Private Wesley Baker 2nd US Cav. A-Cy, 1st Platoon
"Nein. Danke, Miss O'Neal. Das Stück, das Sie mir gegeben haben, war reichlich" antwortete Julie. Sie sah zu Claudine Roquefort hinüber, die abwesend in die Gegend blickte.
"Claudine" sprach sie sie an "Konnten Sie bereits etwas über diese... Gasbombe herausfinden? So etwas ist mir bislang noch nicht untergekommen."