das sehe ich auch so. Du kannst ja mit deinem "Mann" in der Kutsche sitzen, in der ich mit dem Landarbeiter gerade ein Gespräch führe. Da ist im Grunde noch weniger passiert als in der Kutsche der Carrigans. Außerdem ist die ja auch mehr als gut besetzt. ;-)
Ich habe auch nicht so oft die Zeit zu schreiben und von daher ist es vielleicht eine Möglichkeit mitzuspielen aber eben nur ein wenig, so wie du es ja wolltest. Den Char von Mr. Foster kannst du ja vielleicht mitspielen - zumindest ein wenig, wenn du magst.
Aliki blickte verwirrt hinter Sophie her. Irgendwie hatte sie den Eindruck, das sie scheinbar die ganze Zeit aneinander vorbeiredeten. Lag es vielleicht schon an der Wirkung es Laudanuums von Doktor Jones oder hatte sie Sophie einfach nicht verstehen wollen? So kannte sie Sophie eigentlich nicht. Hatte sie das richtig verstanden? Nur weil sie bei der Tat nicht verletzt worden war, war es etwas ganz anderes, dem man eigentlich keine Bedeutung beimessen mußte? Es war damit erledigt, das es hieß, es sei nicht so schlimm und damit hab dich nicht so?
Alikis Blick blieb für geraume Zeit auf die Tür geheftet. Sie verstand die Welt nicht mehr. Hatte sie nicht gesagt, dass Mrs. O´Hara die undankbarste Rolle in diesem Drama spielte? Hatte sie ihr Bedauern nicht genug gezeigt? Sie wollte nicht besser sein oder mehr wichtig genommen werden als Mrs. O´Hara, bei Gott nicht, das stand ihr nicht zu, aber stand ihr nicht zumindest etwas Verständnis zu? Sie sollte darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn Georg fast ermordet worden wäre? Aliki nickte traurig. Sie entschloß sich nicht weiter zu erzählen, was ihr passiert war. Offensichtlich mußte sie einsehen, dass es für niemanden hier wichtig genug war. "Ich mogle einen Schnaps dazu", hatte sie gesagt. "Wenn sie mich gut genug kennen würde, dann wüßte sie, das ich keinen Alkohol trinke," murrmelte Aliki vor sich hin. Dann drehte sie sich um und schloß enttäuscht und traurig die Augen. Sollten sie sie doch als Attentäterin verurteilen. Das würde jetzt auch keine Rolle mehr spielen.
"Danke dir" schluchzte Aliki und nahm das Taschentuch von Sophie entgegen. Sie wischte sich die Tränen ab und versuchte, sich zu beruhigen. Als ihr dies weitestgehend gelungen war, legte sie das Taschentuch beiseite und wandte sich an Sophie: "Entschuldige, ich glaube, ich habe einfach Dinge vorausgesetzt. Also... es war so... ."
Aliki erzählte Sophie alles, was im Wald und danach vorgefallen war. "...und als ich dann vom Major und von einem mir unbekannten Captain, der bei dem Major war, beschuldigt wurde, etwas mit dem Anschlag zutun gehabt zu habe, da haben mir die Knie versagt. Es schien keinen der Herren - außer Herrn Reinecke - zu interessieren, was mit mir war und wie es mir ging." Sie machte eine kurze Pause. Dann fuhr sie fort: "Dann wurde ich ins Fort und im Anschluß hierher gebracht. So - jetzt weißt du alles. Ich habe bisher noch keine Möglichkeit gehabt, mit einem Polizisten zu sprechen. Ich habe neben First Sgt. Miller, Major O´Hara, den anwesenden Captain und Doktor Jones erzählt, was passiert ist. Doktor Jones war der einzige, der ansatzweise Verständnis zeigte."
"Entschuldige, ich dachte, du wüsstest es schon, da du ja auch wusstest, dass man mich im Wald angegriffen hat. Aus welchen Gründen auch immer nimmt man an, dass ich etwas mit dem Attentat auf die Frau des Majors zu tun habe. Ich wurde daraufhin unter Arrest gestellt und in eines der Gästequartier im Fort gebracht. Aufgrund meines Gesundheitszustands hielt es Doktor Jones aber für besser, mich hierher verlegen zu lassen."
Sie blickte Sophie traurig an. "Weißt du, es scheint jedem egal zu sein, das man versucht hat mich umzubringen, aber das ich in der Lage wäre, einen Attentat auf Mrs. O `Hara zu verüben oder gar etwas damit zu tun habe, da ist man sich dann einig. Niemand sagt es tut uns leid, dass ihnen so etwas widerfahren ist, Miss Apostolakis, nein… das ist ja alles… nicht so wichtig… ." Aliki fing an zu weinen. Sie wandte ihr Gesicht von Sophie ab und verbarg es in ihren Händen.
"Es wäre aber schade, wenn sie dich versetzen würden", stellte Aliki leicht lächelnd fest. "Abgesehen davon mag es vielleicht nichts ändern, aber deswegen kann man sich ja trotzdem Gedanken machen und sich um die Mädchen sorgen, oder? Das ist doch nicht falsch. Dennoch hast du recht, wir sollten einfach das Beste annehmen. Wie gesagt, der Captain wird sich die Entscheidung bestimmt nicht leicht machen und wie heißt es immer so schön, die Hoffnung sollte man erst ganz zum Schluß aufgeben."
Dann wurde sie erst. "Und somit hoffe ich auch, dass sich aufklären wird, das ich mit dem Anschlag auf Mrs. O´Hara nichts zu tun habe." Sie seufzte. "Ich verstehe gar nicht, warum man mir soetwas überhaupt zutraut. Warum sollte ich wohl soetwas machen? Bisher war ich immer der Meinung, das mein Wort gut genug sei, aber scheinbar ist das doch nicht so." Sie senkte traurig den Kopf.
Aliki nickte verstehend. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe ja in dem Sinne auch geflucht. Meistens verfalle ich dabei zwar ins griechische, aber besser ist es deshalb ja auch nicht." Mitfühlend blickte sie Sophie an. "Du müsstest mal meinen Bruder sehen, wenn der mich beim Fluchen erwischt. Das ist gar nicht gut, kann ich dir sagen. Wenn es ganz schlimm ist, dann bekomme ich immer meinen gesamten Namen um die Ohren gehauen, mit allen Zweitnamen" Sie lächelte leicht, da sie versuchte Sophie aufzumuntern.
Dann wurde sie wieder ernst. "Laß den Kopf nicht hängen. Der Captain weiß doch, dass du gute Arbeit leistest, genau wie jede andere von euch hier auch. Er wird es sich bestimmt nicht leicht machen und ich glaube fest daran, dass er sein möglichstes tun wird, damit jede von euch gut versorgt ist." Aliki hoffte, das sie Sophie ein wenig hatte helfen können. Sicher war sie sich jedoch nicht.
Aliki erwiderte das Lächeln, auch wenn es bei ihr noch sehr zaghaft war. "Ja, so machen wir es. Wenn sich niemand finden sollte - was der Allmächtige verhindern möge - dann werden wir es so machen." Erleichtert atmete sie aus.
Dann wurde sie ernst. "Weißt du... es ist eine Sache, das dieses Kolo... dieser Mal... dieser elende Kerl versucht hat, mir das Leben zu nehmen, aber Mrs. O´Hara? Das hat sie nicht verdient, nein. Absolut nicht." Aliki spürte wie sie wütend wurde. Auf eine komische Art und Weise empfand sie dieses Gefühl als beruhigend.
Aliki musste zugeben, dass Sophies Einwände berechtigt waren. Auch wenn es ihr nicht gefiel, war das Risiko für Mrs. O ´Hara zu groß und um diese ging es hier schließlich.
"Ja, es wäre mir wichtig, das stimmt schon, aber es geht hier nicht um mich sondern um das Wohl von Mrs. O´Hara." Sie senkte kurz den Kopf und schaute Sophie dann wieder an. "Laß es gut sein. Du brauchst Murphy nicht zu fragen. Der Captain hat schon recht damit, dass nur gesunde Personen in die engere Wahl fallen sollten. Mrs. O´Hara ist schon geschwächt genug und da sollte man kein weiteres Risiko eingehen, auch nicht das kleinste. Danke dass du mir helfen wolltest, aber es geht eben nicht. Das muß und kann ich akzeptieren."
Aliki nickte. Sie zögerte einen Moment, doch dann fasste sie einen Entschluß. "Sophie, würdest du mir bitte einen Gefallen tun? Würdest du Murphy sagen, dass ich gerne – sofern es möglich ist und der Doc keine Einwände hat – auch als Spender überprüft werden möchte? Mir ist das wirklich sehr wichtig. Vielleicht kann ich ja so helfen, wenn ich hier schon krank liege und sonst keine Möglichkeit dazu habe." Bittend blickte sie Sophie an.
Aliki seufzte hörbar. "Ja, es ist fürchterlich was der armen Mrs. O `Hara passiert ist, da stimme ich dir zu." Sie zitterte leicht. "Weiß man schon etwas neues, ich meine… wie es ihr geht? Bei dem großen Blutverlust wird sie sicherlich eine Transfusion benötigen, fürchte ich. Wenn es mir nur besser gehen würde, dann würde ich mich ja freiwillig melden, aber das lässt der Doc wohl nicht zu, oder was meinst du?" Fragend schaute sie Sophie an. Wie gerne würde sie etwas für Mrs. O`Hara tun, denn sie konnte schließlich am allerwenigsten etwas für die Geschehnisse. Sie tat Aliki von Herzen leid.
Vor ihrem geistigen Auge sah sie erneut die Geschehnisse im Wald. Sophie hatte schon Recht. Auf die Straße konnte man sich wirklich nicht mehr trauen und in den Wald schon gar nicht mehr.
Nachdenklich ließ sie ihren Blick im Zimmer umherschweifen. Ob wohl einer der Soldaten im Wald damit beauftragt war, die Spuren am Baum und der Umgebung und somit ihre Aussage zu überprüfen? Aliki wusste nicht genau, was sie in dieser Hinsicht glauben sollte.
Aliki seufzte. "Ja, ich weiß schon. Ich muß essen. Anweisung vom Arzt." Widerwillig nahm sie den Teller und das Brot. Es kostet sie viel Überwindung doch schließlich hatte sie den Teller Suppe und das Brot aufgegessen. Fast erleichtert reichte sie den Teller an Schwester Sophie zurück. Bei sich dachte sie: Ich dachte schon, dieser Teller würde nie leer werden."
Aliki nickte. Sie hatte mehr als verstanden. Die Ausführungen des Lieutenant waren deutlich genug gewesen. "Entschuldigung", sagte sie leise mit gesenktem Kopf. Sie wußte, das er recht hatte, das wußte sie nur zu gut. Dennoch konnte sie nichts für ihre Gefühle und die Angst, die sie immernoch verspürte. Am liebsten würde sie sich in ihr Quartier einschließen und erst dann wieder heraus kommen, wenn der Attentäter gefaßt war, aber diesen Wunsch würde sie in der Form wohl besser gegenüber dem Lieutenant nicht äußern.
"Ich gelte als Zeugin, so so... ", dachte sie bei sich. "Der Major sieht das sicher anders und der Captain, der mit ihm im Wohnzimmer war, sicherlich auch und wer weiß wer sonst noch. Wozu mache ich mir überhaupt die Mühe wenn mir so oder so keiner glauben will? Ob Major Forrester mir glaubt? Keine Ahnung, was er von mir denkt. Er kennt mich im Grunde ja auch kaum... ." Aliki seufzte. "George wo bist du nur", murmelte sie kaum hörbar vor sich hin.
Ohne weitere Reaktion ließ sich Aliki auf die Trage legen. Lediglich ihre Hand umschloß das kleine Kreuz, das sie um den Hals trug.
Aliki nahm Suppe, Löffel und Brot dankend entgegen. "Danke Steward." Unter anderen Umständen hätte Aliki die Suppe gerne gegessen, aber zur Zeit gingen ihr eindeutig andere Gedanken durch den Kopf. Um Miss Cathy nicht zu enttäuschen aß sie zumindest den halben Teller auf. Danach stellte sie ihn zur Seite.
Sie stellte das leere Glas zurück auf den Tisch. Dann dachte sie nach. Vielleicht sollte sie... nein, dazu war es noch zu früh. Sie entschied sich erstmal abzuwarten was weiter gesehen würde.
Aliki nahm das Taschentuch entgegen und trocknete sich die Tränen. "Danke Stewart, Danke...", Aliki blickte ihn dankbar an. Seine Worte taten ihr gut. Als er sagte "Wir päppeln sie schon wieder auf" gab ihr speziell das Wort "wir" ein wohliges Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Einen Moment schaute sie das Glas mit der Medizin noch mit Widerwillen an, doch dann faßte sie einen Entschluß. Sie nahm es und trank es aus. Anderson hatte Recht. Es würde sich sicherlich alles aufklären... es mußte sich einfach aufklären.